Die Ehefrau des Kanzlers ist selbst Ministerin

von Redaktion

Britta Ernst (60) redet nicht gerne über ihr Privatleben, aber sie hat Olaf Scholz zum Jogger gemacht

Berlin – Als Olaf Scholz zum Kanzler gewählt wurde, sah seine Frau Britta Ernst von der Tribüne im Bundestag zu. Sie saß dabei zwischen Scholz’ Mutter Christel und dem bisher letzten SPD-Kanzler Gerhard Schröder, der mit seiner Frau Soyeon Schröder-Kim gekommen war. Der Vater von Scholz erzählte vor der Abstimmung, er glaube, dass sein Sohn einen guten Job machen werde. „Er wird es mit Solidität hinkriegen“, sagte Gerhard Scholz. Für ihn sei es ein besonderer Tag.

Solche Worte sind von Britta Ernst eher nicht zu erwarten. Sie ist selbst seit vielen Jahren in der Politik. Sie ist Bildungsministerin von Brandenburg und hat sich nie zu den Ambitionen ihres Mannes auf das Kanzleramt geäußert. Ähnliches sind die Deutschen gewohnt. Joachim Sauer, der Mann von Angela Merkel, hat sich 16 Jahre lang betont im Hintergrund gehalten. Britta Ernst blockt Fragen zu ihrem Privatleben stets höflich, aber bestimmt, ab. Die 60-Jährige will so verhindern, dass ihre Tätigkeit als Landesministerin in irgendeine Verbindung mit der politisch herausgehobenen Stellung ihres Mannes gebracht wird.

In den sozialen Netzwerken zeigt sie hin und wieder, dass sie gern ihre Heimatstadt Potsdam und Umgebung erkundet, zu Fuß und mit dem Rad. Dann postet die Sozialdemokratin Landschafts- und Naturfotos. Oder auch gelegentliche Besuche in der Elbphilharmonie in Hamburg, wo bis 2018 die gemeinsame Heimat des kinderlosen Ehepaars war. Die gebürtige Hamburgerin kam 2017 überraschend als Ministerin für Bildung, Jugend und Sport nach Brandenburg, nachdem sich ihr Vorgänger aus privaten Gründen zurückgezogen hatte. Zuvor war sie von 2014 bis 2017 Bildungsministerin in Schleswig-Holstein.

Ernst und Scholz sind seit 1998 verheiratet. Sie ist Frühaufsteherin, er schläft lang, wenn es geht. Beide radeln gern. Privat fand das Ehepaar ab 2018 in Potsdam eine neue Basis, als Scholz vom Amt als Erster Bürgermeister in Hamburg als Bundesfinanzminister nach Berlin wechselte.

Scholz hatte in der Gesprächsreihe „Brigitte live“ mal einen Einblick in sein Gefühlsleben gegeben: „Ich glaube, dass ich ein ganz anderer Mensch wäre, wenn ich nicht mit Britta Ernst verheiratet wäre.“ Seine Frau sei es auch gewesen, die ihn irgendwann sanft zum Abnehmen und damit zum Joggen gedrängt habe. Im „Spiegel“ sagte er: „Das Wichtigste im Leben ist die Liebe.“

Norddeutsch zurückhaltend, pragmatisch und unaufgeregt, so zeigt sich Ernst als Bildungsministerin von Brandenburg und aktuelle Präsidentin der Kultusministerkonferenz. Wenn sie auf die neue Rolle ihres Mannes angesprochen wird, wird sie schmallippig. Denn als Ministerin will sie nicht mit ihrem Ehemann in Verbindung gebracht werden. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass sie sich 2011 nach dem Amtsantritt ihres Mannes als Erster Bürgermeister aus der Hamburger Bürgerschaft zurückziehen musste. Dem Landesparlament hatte sie seit 1997 angehört.

Und auch Scholz reagierte im Wahlkampf empört, wenn er gefragt wurde, ob seine Frau im Falle seines Wahlsieges weiter arbeiten würde. Das sei eine Frage, die völlig aus der Zeit gefallen sei. KLAUS PETERS & CAROLINE BOCK

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