Serge Dorny, Intendant der Bayerischen Staatsoper, hat es neulich auf den Punkt gebracht. In einer Rede bedankte er sich beim Publikum: Geimpft oder genesen plus Test plus Maske – viele Hürden hätten die Fans auf sich genommen, um hier zu sein. Was unausgesprochen impliziert: zu viele. Dorny sprach vor gut 400 (statt 2100) Zuschauern. Und wenn sogar ein Spitzentempel wie der Münchner nicht mehr das Kontingent von 25 Prozent erlaubten Plätzen ausschöpfen kann, ist das schockierend.
Öffentlich finanzierte Kulturinstitutionen mögen diese Durststrecke überstehen. Für die Privaten rechnen sich Vorstellungen unter diesen Voraussetzungen nicht mehr. Mit ihren Besucherregeln ist Bayerns Staatsregierung also weit übers Ziel hinausgeschossen. Andere Bundesländer verzichten auf den Test oder gestatten ein wesentlich höheres Kontingent. In Österreich dürfen sogar wieder bis zu 2000 Karten abgesetzt werden.
Wenn es die bisherigen Corona-Maßnahmen nicht geschafft haben, so bringen die jüngsten viele Institutionen an den Abgrund und darüber hinaus. Denn Tatsache bleibt: Theater und Säle sind sicherer als jedes Restaurant oder sogar als viele Läden. Das führen seit fast zwei (!) Jahren Studien vor Augen. Doch so brav die Politik auch sonst der Wissenschaft folgt – hier stellt sie sich auffallend taub. Und nimmt in Kauf, dass sich ein ganzes System von diesen Covid-Langzeitfolgen nicht mehr erholt.
Markus.Thiel@ovb.net