Frankfurt – Gleich zwei große Herausforderungen haben Volker Bouffier zuletzt in Beschlag genommen: Der hessische Ministerpräsident war wie alle seine Länderkollegen nicht nur in der Coronakrise eine gefragte Stimme, auch im Streit um die Kanzlerkandidatur der Union spielte Deutschlands dienstältester Regierungschef eine zentrale Rolle im Hintergrund. Der von ihm gegen CSU-Chef Markus Söder unterstützte CDU-Vorsitzende Armin Laschet verlor jedoch hoch – und für Bouffier, der am Samstag 70 Jahre alt wird, dürften die Zeichen nun zusehends auf Abschied stehen.
Die hessische Landespolitik prägt der 1951 in Gießen geborene Bouffier bereits seit vier Jahrzehnten mit. Einst wurde er als konservativer „Law and Order“-Mann beschrieben, präsentierte sich dann aber seit seiner Wahl zum Ministerpräsidenten im August 2010 gern als ausgleichender Landesvater. Bouffier folgte damals in dem Amt auf den stets polarisierenden Roland Koch.
Dass Bouffier 2013 die Grünen in die Regierung holte, brachte auch neuen Schwung in seine politische Karriere. Das schwarz-grüne Wiesbadener Bündnis setzte er nach der Landtagswahl 2018 fort. Obwohl die Koalition eine äußerst knappe Mehrheit von nur einem Mandat hat, gilt sie als stabil.
Bouffier gewann in der Bundes-CDU mit den Jahren an Gewicht und Einfluss. Dabei unterstützte er stets den Kurs von Angela Merkel. Es wird maßgeblich Bouffier zugeschrieben, dass Laschet sich gegen Söder als Unionskanzlerkandidat durchsetzte. Der Makel blieb deshalb auch an Bouffier haften.
Dass Bouffier nicht noch einmal antritt, sagte er schon 2018. Wann er abtritt, ist bisher allerdings offen. Und auch, wer ihn in seiner Partei politisch beerben könnte. Lange galt der frühere Finanzminister Thomas Schäfer als möglicher Kandidat, der aber im März 2020 Suizid beging. Nachfolger Michael Boddenberg scheiterte jüngst mit einem Corona-Sondervermögen vor dem Landesverfassungsgericht. Auch Innenminister Peter Beuth gilt nach Rechtsextremismusskandalen in der Polizei als angeschlagen. Merkels letzter Kanzleramtsminister Helge Braun wiederum unterlag gerade im Rennen um den CDU-Bundesvorsitz. A. DÖRNER