Entgegen ihrer üblichen Vorgehensweise ist die Ständige Impfkommission diese Woche mal in die Offensive gegangen. Ihre Empfehlung, Corona-Impfungen bereits nach drei Monaten aufzufrischen, wird der aktuellen Lage gerecht, hat aber einen Schönheitsfehler: Sie gilt nur für Erwachsene. Jugendliche kommen in der Stellungnahme überhaupt nicht vor.
Während Schulen also einerseits immer wieder als Pandemietreiber auffallen, übersieht die Politik gleichzeitig diejenigen, die dort ein- und ausgehen. Dabei war ihr deren Impfstatus im Herbst noch so wichtig, als klar wurde, dass die Lücken bei den Erwachsenen zu groß bleiben werden. Die Verantwortung, die den jungen Leuten plötzlich übertragen wurde, war immer grenzwertig. Doch wenn man es ernst meint mit dem Impfschutz der Heranwachsenden, sollte man sie zumindest beim nächsten Schritt nicht gleich wieder aus den Augen verlieren.
Mit der Zusage, dass der Bund die Haftung übernimmt, sind Kinder- und Jugendärzte nun immerhin aus der rechtlichen Grauzone heraus, aber echte Orientierung gibt es noch immer nicht. Vieles bleibt der Eigenregie der jungen Impflinge und ihrer Familien überlassen oder dem Zufall, ob man einen aufgeschlossenen Arzt hat. Dass Eltern im Improvisieren schon Übung haben, mag helfen. Ein Trost ist es aber nicht.
Marc.Beyer@ovb.net