Ein neues Jahr, ein gerades. Es ist der Rhythmus, in dem Sportinteressierte leben. Sie wissen: Ungerade Jahre gehören (2021 als Nachholjahr für 2020 ausgenommen) dem Alltag, sie fließen so dahin mit ihren Weltcups und Europameisterschaften in den etwas kleineren Sportarten; die Marksteine setzen die anderen Jahre. Mit Events, denen man auch mal das Berufliche und Familiäre unterordnet. EM oder WM im Fußball sowie Olympische Spiele – dafür wird Urlaub genommen. Für den Fernsehmarathon oder idealerweise die Reise. Mit olympischen und großen Fußballjahren schafft mancher sich sogar sein Lebensgerüst.
2022 ist das erste gerade und eigentlich große Jahr, in das wir mit Zweifeln gehen. Winterspiele im Februar in Peking, von dem wir einfach nicht die Vorstellung einer verschneiten Stadt entwickeln, Fußball-WM weitab von der Leichtigkeit des europäischen Sommers, als Adventsprogramm aus Katar. Zudem bereiten beide Veranstaltungen extremes Unbehagen: Kann man unbeschwert Sportfeste feiern in Staaten, in denen Menschen unterdrückt werden? Die Katar-Diskussion schwelt seit zehn Jahren, sie hat zumindest die Sinne geschärft dafür, dass Sportevents in einem gesellschaftlichen Kontext stehen.
Ins neue Jahr geht es erst einmal ohne die sonst übliche freudige Erwartung. 2022 fühlt sich ungerade an.
Guenter.Klein@ovb.net