Diese Geschichte der Jubiläen des neuen Jahres beginnt 1022. Kaiser Heinrich II. und der Papst halten eine Synode in Pavia ab gegen die im lombardischen Klerus herrschende Priesterehe. Man sieht, Geschichte kann lange wirken. Denn was vor 1000 Jahren den besiegten Lombarden dargeboten wurde, ist als priesterliches Zölibat bis heute lebendig. 1122, vor 900 Jahren, wurde der Staufer Friedrich I. geboren. Der spätere Kaiser „Barbarossa“ wurde von den Zeitgenossen gepriesen als ein glänzendes Vorbild höfischen Rittertums an Tapferkeit, Gerechtigkeit und „maze“. Das ist vergangen. Aber dass er nach einem Streit mit seinem Vetter Heinrich dem Löwen dessen Lehen Bayern 1180 an Otto von Wittelsbach gegeben hat, wirkt nach bis heute. Kaum eine offizielle Veranstaltung gibt es in München, wo nicht der heutige Chef des Hauses Bayern höflich begrüßt wird. Eine sympathische Geste ist das.
Die erinnerungswerten Jubiläen dieses Jahres führen uns sogar bis in die Zeit der Pharaonen im alten Ägypten zurück. 1922, vor 100 Jahren, wurde von Howard Carter das Grab von Pharao Tut-Anch-Amun geöffnet, mit wundervollen Beigaben. Sogleich entstand die Legende vom Fluch des in der Totenruhe gestörten Pharao, weil es in der Folge 10 mysteriöse Todesfälle gab. Carters Kanarienvogel wurde gleich am Tag der Entdeckung des Grabes von einer Kobra-Schlange gefressen. Der Finanzier der Ausgrabungen, der englische Lord Carnavon, starb 5 Monate später durch einen Mosquito-Biss, der sich entzündet hatte.
Näher stehen uns Jubiläen, deren Zeitzeuge die meisten von uns noch gewesen sind. Kann das wirklich schon 60 Jahre her sein, als 1962 die Beatles ihre erste Schallplatte herausbrachten mit dem unvergesslichen Titel: „Love Me Do“? Und im selben Jahr kam mit „Dr. No“ der erste James- Bond-Film in unsere Kinos.
In der Bundestagswahl 1972 vor 50 Jahren hat die SPD den größten Wahlsieg ihrer bisherigen Geschichte erzielt mit Willy Brandt als gefeiertem Kanzlerkandidaten. Im selben Jahr finden die als „heiter“ vermarkteten Olympischen Spiele in München statt. 17 Tote waren am Ende zu beklagen wegen eines Angriffes von Terroristen auf die israelische Olympia-Mannschaft. Bis heute ist schwer zu verstehen, dass die Spiele danach einfach fortgesetzt wurden.
1972 war es auch, als das Buch „Die Grenzen des Wachstums“ erschienen ist. Die Ideengeber des Club of Rome musste man auch kritisch sehen. Sie hätten sich wohl nicht träumen lassen, dass ihre Gedanken zur Ressourcenschonung sich auswachsen würden bis zu dem heute erreichten Einfluss in der Politik. 1997, vor 25 Jahren, bescherte der Unfalltod von Prinzessin Diana Millionen von Fernseh-Zuschauern die bewegendste öffentliche Trauerfeier des Jahrhunderts. Der Höhepunkt war nicht das Erscheinen der Königin mit Prinzgemahl Philip, sondern das Lied: „Good bye, Englands rose“ von Elton John. Von der Synode vor 1000 Jahren bis in die neueste Zeit gilt, dass alles fortwirkt, was einmal war. Vergangenheit ist auch Gegenwart und in diesem jubiläumsreichen 2022 ganz besonders.
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