KLAUS RIMPEL
Die Hauptstadt wurde nach ihm benannt, ein Museum ehrt ihn: Nursultan Nasarbajew lässt sich schon zu Lebzeiten mit einem Personenkult feiern, der an dunkelste Sowjetzeiten erinnert. Die Wut der Demonstranten in Kasachstan richtet sich vor allem gegen das korrupte System dieses 81-Jährigen, der im Hintergrund trotz seines Rücktritts als Präsident 2019 noch immer die Fäden im neuntgrößten Land der Erde zog. Nun nutzt sein Nachfolger Kassym-Schomart Tokajew, der eigentlich als Marionette Nasarbajews galt, offenbar die Gelegenheit, seinen einstigen Mentor loszuwerden.
Ob dadurch das Leben der rund 18,8 Millionen Kasachen besser wird, darf jedoch bezweifelt werden: Tokajew wird mit der Unterstützung russischer Truppen, die er zu Hilfe rief, mit harter Hand weitere Proteste unterdrücken. Der eigentliche Profiteur des blutigen Dramas in dem rohstoffreichen zentralasiatischen Staat heißt Wladimir Putin. Nasarbajew hatte geschickt zwischen seinen Nachbarn Russland und China sowie dem Westen laviert – zum eigenen finanziellen Vorteil, wie durch die Panama-Papers aufgeflogene Millionen-Konten seines Clans im Ausland zeigen.
Der neue Machthaber Tokajew wird künftig aber völlig von Russland abhängig sein – wie schon Alexander Lukaschenko in Belarus. Putin ist der Schutzheilige der Diktatoren des Ex-Sowjetreichs. Das verschafft ihm dort Macht. Zudem ist es ein Signal an Unzufriedene in Russland: Wenn ihr aufbegehrt, habt ihr keine Chance…
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