Die Inflation der türkischen Währung Lira springt zum Jahresbeginn auf über 36 Prozent, so informiert das türkische Statistik-amt – das ist im Jahresvergleich der höchste Wertverlust seit rund zwei Jahrzehnten. Zwischen November und Dezember 2021 gab es eine Teuerungsrate von 13,6 Prozent. Am stärksten betroffen sind die Preise im Transport- (+53,6 Prozent) und Lebensmittelsektor (+43,8 Prozent).
Wirtschaftsexperten machen Präsident Recep Tayyip Erdogan für die desaströse Situation verantwortlich. Der Präsident übte zuletzt immer wieder Druck auf die Zentralbank aus, den Leitzins trotz hoher Inflation zu senken. Allein im Herbst 2021 gab es vier Senkungen von insgesamt 19 auf 14 Prozent. Seit 2019 wurden bereits vier Chefs der Notenbank abgesetzt. Investoren sind verunsichert.
Die Opposition und Teile der Bevölkerung werfen Erdogan und dem Statistikamt vor, die ohnehin besorgniserregenden Inflationszahlen noch zu schönen. Seine niedrige Zinspolitik begründet Erdogan immer wieder auch mit dem Koran, der hohe Zinsen, Spargewinne und Wucher verbiete. Gängige Zinstheorien, die durch hohe Leitzinsen die Inflation einer Volkswirtschaft dämpfen wollen, verteufelt Erdogan als „kapitalistische Logik des Westens“. dpa/lm