Antrittsbesuch in Moskau

Baerbock vor der Eigernordwand

von Redaktion

ALEXANDER WEBER

Dass „Mann“ Annalena Baerbock nicht unterschätzen sollte, hat Robert Habeck im Ringen um die Spitzenposition der Grünen schmerzhaft erfahren. Dass die Bäume der ehrgeizigen Parteichefin aber auch nicht in den Himmel wachsen, hat ihre desaströs verlaufene Kanzlerkandidatur im Sommer letzten Jahres bewiesen. Die Attribute „Frau“ und „jung“ sind – alleine genommen – eben noch keine Erfolgsgarantie für eine bessere Politik.

Morgen kommt es für die neue Außenministerin zum ersten echten Härtetest: ihr Antrittsbesuch in Moskau. Sie trifft im Kreml mit Sergej Lawrow gewissermaßen auf die personifizierte Eigernordwand der internationalen Diplomatie: schroff, eiskalt und abweisend. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich Baerbock gegenüber dem mit allen Wassern gewaschenen russischen Raubein behaupten wird. Selbst für erfahrene Außenpolitiker wäre der Gang nach Moskau in der aktuellen Ukraine-Krise und der Auftrag, Konkreteres über die wahren Absichten Präsident Putins zu erfahren, eine Herkulesaufgabe. Man kann ihr nur Fortüne wünschen.

Nicht gerade Rückenwind für ihre Mission erhält Baerbock vom designierten CDU-Chef Friedrich Merz. Dessen Kritik, der Westen solle nicht mit Russlands Ausschluss aus dem Swift-System drohen, weil er sich damit selbst enorm schaden würde, ist in der Sache bedenkenswert. So kurz vor Baerbocks Reise ist dieser öffentliche Ratschlag jedoch ein Schlag ins Kontor. Lawrow wird ihn als Beweis werten, dass der Westen so ist, wie er und Putin ihn ohnehin sehen: zerstritten und schwach.

Alexander.Weber@ovb.net

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