MIKE SCHIER
Inzwischen ist Corona so, wie man sich eine Pandemie vor zwei Jahren vorgestellt hatte. In allen Familien- und Freundeskreisen, in allen Büros und Schulen greifen die Fälle um sich. Aus den lange seltsam abstrakten Inzidenzzahlen mit Grenzen von 35 oder 50 ist ein reales Leben mit Infektionen geworden – und dank Omikron berichten die meisten Betroffenen von sehr milden Verläufen. Die Impfung, wenn sie auch weniger Infektionen verhindert, leistet dabei einen entscheidenden Beitrag. Sie bleibt der Schlüssel zum Weg aus der Pandemie.
In Spanien (hohe Impfquote) setzt man Corona schon mit der Grippe gleich, selbst das vorsichtige Irland (hohe Impfquote) öffnet wieder. Keine Sperrstunde mehr, keine Abstandsregeln, keine Impfnachweise. „Wir haben den Omikron-Sturm überstanden“, sagte Regierungschef Micheal Martin. So weit – und das ist der Unterschied – ist Deutschland noch nicht. Hier hat der Sturm erst begonnen, er wird auch noch ein Weilchen andauern. Deshalb ist es richtig, wenn die Ministerpräsidentenkonferenz noch ein, zwei Wochen abwartet, doch genauso richtig wäre es, wenn Bayern heute einige besonders harte Regelungen korrigiert: die Null-Zuschauer-Politik im Sport und die rigiden Kultur-Beschränkungen.
Mittelfristig kündigt sich an, dass Omikron auch hier einen Wendepunkt bringt. Die vom Ober-Mahner Lauterbach angeführte Möglichkeit, dass vielleicht irgendwann gefährlichere Mutationen entstehen könnten, rechtfertigen keine Dauer-Maßnahmen auf Verdacht. Die Menschen haben inzwischen ein gutes Risiko-Gespür – solange die Kliniken nicht überlastet sind, sollten sie wieder selbst entscheiden, welchen Gefahren sie sich aussetzen.
Mike.Schier@ovb.net