Ein Kampf für Europa

von Redaktion

Die Paneuropa-Union feiert in diesem Jahr ihr 100. Jubiläum – Völkerverständigung und demokratische Freiheit

München – Geschichte wiederholt sich nicht, aber manchmal sind Parallelen in der Rückschau auf Jahrzehnte oder Jahrhunderte unübersehbar. Als Richard Graf Coudenhove-Kalergi, Sohn eines österreichischen Diplomaten und einer japanischen Mutter, 1922 in zwei Zeitungen seinen Gründungs-Aufruf der Paneuropa-Union veröffentlichte, hatte er eine klare Vision: Entweder Europa schließt sich zusammen, oder es wird untergehen.

Inzwischen sind zwar wichtige Teile seiner damaligen Agenda verwirklicht – Aufhebung der innereuropäischen Zoll- und Verkehrsschranken, gemeinsame Währung, Minderheitenschutz, europäisches Schiedsgericht – andere zentrale Forderungen des Paneuropäers blieben aber bis heute unerfüllt und tragen zu den aktuellen Problemen im 21. Jahrhundert bei: Vor allem der noch immer nicht erfolgte Zusammenschluss der europäischen Armeen sowie der Kampf gegen den neu aufflammenden Nationalismus.

Auch die damalige Sorge Coudenhove-Kalergis vor einem erneuten Krieg in Europa – der ja 1939 auch kam – ist im 100. Jubiläumsjahr seiner Paneuropa-Union 2022 leider wieder hochaktuell, wie der Blick in die Ukraine zeigt. Dennoch kann die Paneuropa-Union auf eine stolze Geschichte zurückblicken, wichtige Wegmarken der europäischen Entwicklung hat sie initiiert und begleitet.

So gelang es Coudenove-Kalergi vor 75 Jahren, in den USA mächtige Verbündete für die Europäische Idee zu finden: Der einflussreiche US-Senator Fulbright schaffte es, einen Antrag durch beide Kammern des Kongresses zu bringen, der da lautete: „Wir befürworten die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa im Rahmen der Vereinten Nationen“.

Anknüpfend an die berühmte Europa-Rede Winston Churchills in Zürich rief Coudenhove 1947 die Europäische Parlamentarier-Union (EPU) ins Leben, die rückblickend als Vorstufe des Europarates und des Europäischen Parlaments bezeichnet werden kann.

Weltweite Beachtung fand ein anderes von der Paneuropa-Union initiiertes Ereignis: Am 19. August 1989 fand das historische paneuropäische Picknick bei Sopron statt, das 661 DDR-Bürger zur Ausreise über die ungarisch-österreichische Grenze nutzten. Das Picknick gilt als erster Durchbruch durch den Eisernen Vorhang in Europa, der letztlich zum Ende der DDR und zur deutschen Wiedervereinigung führte. Damals neben den Schirmherren Otto von Habsburg und Ungarns Staatsminister Imre Pozsgay in Sopron als Zeitzeuge dabei: der frühere CSU-Europa-Abgeordnete Bernd Posselt.

Der heutige Präsident der Paneuropa-Union Deutschlands formuliert den „roten Faden“ seiner konservativen, aber überparteilichen Organisation so: „Die Paneuropa-Union hat alle Nationalismen, Extremismen und totalitären Ideologien aktiv bekämpft, aber auch unter ihnen gelitten. Zugleich bemühte sie sich immer, visionär die Gegengifte zu entwickeln, insbesondere durch Völkerverständigung und demokratische Freiheit.“ Wie Posselt auf Anfrage erklärt, wird im Jubiläumsjahr in zahlreichen Veranstaltungen des 100. Geburtstages gedacht, darunter im Sommer mit einem Kongress in Nürnberg. ALEXANDER WEBER

Artikel 11 von 11