Bayerns DGB-Chef: Wir wollen wieder lauter sein

von Redaktion

Stiedl setzt sich in Kampfabstimmung durch – In Krisenzeiten nichts dem freien Markt überlassen

Würzburg – Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Bayern hat einen neuen Vorsitzenden: Bernhard Stiedl hat mit 62,2 Prozent der Stimmen die Wahl für sich entschieden. Damit stellt die IG Metall den neuen Chef des DGB Bayern. Bei der Wahl am Freitag stimmten 61 von 98 Delegierten für Stiedl. Kontrahent Dominik Schirmer von Verdi erhielt 37 Stimmen.

Stiedl warb in seiner Bewerbungsrede für mehr Selbstbewusstsein und Stärke des DGB – auch gegenüber der Politik. Er kritisierte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dafür, nur eine kurze Grußbotschaft an die Delegierten geschickt und nicht Rede und Antwort gestanden zu haben. Söders Versprechen, dass die Staatsregierung die Zusammenarbeit mit dem DGB ausbauen wolle, nimmt Stiedl indes beim Wort. „Bayern muss endlich signalisieren, Politik für Arbeitnehmer zu machen, beispielsweise mit einem Tariftreuegesetz.“ Im Freistaat waren zuletzt nur noch 50 Prozent der Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben tätig.

Der DGB solle wieder als aktive, laute und durchsetzungsfähige Organisation auftreten, sagte Stiedl (51). Er betonte, die Pandemie habe gezeigt, dass in Krisenzeiten nichts dem freien Markt überlassen werden sollte: „Hätten wir nicht so einen starken Staat und ein vernünftiges Sozialsystem, dann wären die Auswirkungen der Pandemie noch viel schlimmer gewesen.“ Digitalisierung, Globalisierung und der Klimawandel seien die Herausforderungen dieser Zeit. Diese könnten die Gewerkschaften, so Stiedl, nur gemeinsam, verbunden im DGB, bewältigen. Ein Ideenaustausch zwischen den Gewerkschaften – trotz unterschiedlicher Meinungen – sei essenziell: „Wir haben das gleiche Ziel, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen zu verbessern.“

Seine Ziele seien der Schutz von Arbeitsplätzen, Gleichberechtigung, eine ausgewogene Work-Life-Balance und Herausforderungen des Bildungssystems zu lösen: „Wir brauchen Schulen und Bildungseinrichtungen, die technisch auf dem höchsten Stand sind. Orte, an denen Bildung Spaß macht und alle die gleichen Chancen haben.“

Stiedl tritt mit seiner Wahl die Nachfolge des im Juni 2021 verstorbenen Matthias Jena an, der seit 2010 an der Spitze des DGB Bayern stand. Zur stellvertretenden Vorsitzenden wurde Verena Di Pasquale mit 78,5 Prozent wiedergewählt. Sie trat ohne Gegenkandidaten an.

ALEXANDRA PÖHLER

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