Griff nach dem Fraktionsvorsitz

Merz sucht das Risiko

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Mit Macht wurde er einst aus dem Amt gedrängt, mit Macht drängt er sich nun wieder rein. Und dazwischen liegen 20 Jahre. Es ist schon ein einzigartiges Comeback, das Friedrich Merz an der Spitze der Unionsfraktion hinlegt. Nun sichert er sich die beiden wichtigen Funktionen, die der wild zerrupften CDU noch bleiben: Parteichef und Oppositionsführer im Bundestag. Das ist machtpolitisch schlüssig, aber auch strategisch riskant.

Merz ist jetzt ohne Wenn und Aber die zentrale Figur der Union. Das heißt auch: Er wird mitverantwortlich gemacht für die folgenden Wahlergebnisse, ob er viel Einfluss drauf hat oder nicht. Bei den Landtagswahlen im März und Mai kann die CDU viel verlieren: den smarten Regenten des Saarlands, Tobias Hans, das schwarz-gelb regierte Riesen-Bundesland NRW und den Norden mit dem liberalen Ministerpräsidenten Daniel Günther, den die CSU gern als „Genosse Günther“ veralbert. In Umfragen wackeln sie alle. Drei Niederlagen binnen sieben Wochen, und Merz hat das Etikett als Fehlstarter anheften, viele Medien werden sich lustvoll darauf stürzen. Andersrum gilt aber auch: Dreht sich die Stimmung rechtzeitig, bleibt die CDU am Ruder, wird das auch Merz als Erfolg zugeschrieben. So oder so: Hasenfüßigkeit und merkelsche Abwarteritis kann man ihm bisher nicht vorwerfen.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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