München/Berlin – In der Union wird über die Zukunft des „C“ debattiert. Der Mainzer Historiker Andreas Rödder, selbst in der CDU aktiv, empfiehlt als eine Lehre aus der Wahl-Klatsche, über einen anderen Parteinamen nachzudenken. Aus der CSU-Spitze kommt energischer Widerspruch.
In einer zunehmend entchristlichten Gesellschaft könne das C („Christlich“) eine Barriere für Nichtchristen sein und „Exklusivität signalisieren, wo die Union eigentlich auf Integration“ ziele, schreibt Rödder in einer Wahlanalyse. Es gebe deshalb „gute Gründe für eine Flurbereinigung in der Namensfrage“. Rödder ist Teil eines Expertengremiums, das Schlüsse aus der Bundestagswahl ziehen soll. Sein Rat erinnert an die Schweizer Partei CVP, die sich 2021 als „Die Mitte“ neu formierte, ohne C. Viele andere konservative Parteien in Europa kommen von jeher ohne die Berufung auf christliche Wurzeln im Parteinamen aus. Einzelne PR-Berater und Marketing-Experten schließen sich an, empfehlen der Union einen ganz neuen Namen. Das „C“ stehe seit Armin Laschets Wahlkampf eh mehr für „Chaos“, unkte dieser Tage die „SZ“.
Die CSU-Spitze verwahrt sich gegen alle C-Pläne. „CDU und CSU haben sich nie als verlängerter Arm der katholischen Kirche betrachtet, sondern als Parteien, die Politik auf der Grundlage christlicher Werte gestalten“, sagt Vize-Chef Manfred Weber unserer Zeitung. Eine Politik basierend auf christlichen Werten habe die Europäische Integration, Sozialstaat und Soziale Marktwirtschaft erst ermöglicht. „Das ,C‘ ist notwendiger denn je“, sagt Weber. „Gerade in einer Gesellschaft, die auseinanderstrebt, ist Orientierung gefragt.“ Das christliche Menschenbild sei attraktiv für Christen, aber auch für Nicht- oder Andersgläubige. Ohne „C“ würden CDU und CSU „ihren inneren Kompass verlieren“. Auch Generalsekretär Markus Blume mag nicht am C herumschrauben: „Das C ist für uns immer eine Einladung an alle, die unsere Grundwerte teilen.“ cd/geo