Siltronic-Verkauf gescheitert

Ein Stück deutscher Selbstbeschädigung

von Redaktion

MARTIN PREM

Man kann es sich einfach machen: Ein Stück Ausverkauf deutscher Technologie ist gescheitert. Wacker Chemie darf die Tochter Siltronic nicht an Global Wafers aus Taiwan abgeben, weil das Bundeswirtschaftsministerium die Frist für eine nötige Zustimmung verstreichen ließ.

Die Sachlage ist komplizierter: Weder ist Siltronic ein Hersteller, der nur in Deutschland produziert, noch wollte Global Wafers deutsche Produktion wegverlagern. Im Gegenteil: Plan der Taiwanesen war es, auch hier zu investieren. Das wollte der bisherige Siltronic-Eigner Wacker Chemie gerade nicht tun. Und ob sich noch ein Investor findet, der es täte, steht in den Sternen. Attraktiver wurde das Investment durch den Polit-Coup aus Berlin nicht, der damit auch ein Stück Selbstbeschädigung war.

Es ist zweifellos richtig, über eine europäische Industriestrategie nachzudenken, um Resistenz gegenüber Störungen globaler Lieferketten zu entwickeln und Abhängigkeiten zu vermeiden. Doch Strategie verträgt sich schlecht mit isolierten Entscheidungen im Einzelfall. Dazu gehört auch, dass man sich die Partner genau ansieht, mit denen man sich bei Schlüsseltechnologien einlässt. Taiwan, wenn es seine Unabhängigkeit behauptet, eignet sich bei Weitem besser als das nach europäischer Hegemonie strebende Russland oder die Volksrepublik China.

Martin.Prem@ovb.net

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