Hektische Diplomatie im Ukraine-Konflikt

von Redaktion

Blinken ruft Moskau zu sofortigem Truppenabzug auf – Orbán bei Putin, Johnson in der Ukraine

Kiew/Moskau – Trotz einer Politik der „offenen Türen“ der Nato besteht der russische Präsident Wladimir Putin darauf, dass das Militärbündnis auf eine Aufnahme der Ukraine verzichtet. Putin sagte am Dienstag im Kreml, die Nato könne nach ihren Statuten weitere Mitglieder aufnehmen. „Sie kann, aber sie ist nicht verpflichtet.“ Die Ukraine strebt in das westliche Militärbündnis, weil sie sich von Russland bedroht fühlt.

In Kiew stärkten der britische Premier Boris Johnson und der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj demonstrativ den Rücken.

Putin warnte vor einer Kriegsgefahr in Europa, sollte die Ukraine Mitglied der Nato werden. Seiner Ansicht nach will sich die Ukraine die Schwarzmeer-Halbinsel Krim unbedingt und notfalls mit Gewalt zurückzuholen. Russland hat sich die Krim 2014 einverleibt und lehnt Verhandlungen über eine Rückgabe kategorisch ab. Putin warnte diesbezüglich vor einem möglichen bewaffneten Konflikt des Militärblocks und der Nato um die Krim.

Putin berief sich zudem auf das Prinzip der „Unteilbarkeit der Sicherheit“ in Europa. Demnach könne die Sicherheit eines Landes nicht auf Kosten der Interessen eines anderen Staates gehen. Putin warf dem Westen nach einem fast fünfstündigen Treffen mit dem ungarischen Regierungschef Viktor Orban in Moskau vor, in der aktuellen Krise Russlands Sicherheitsinteressen zu ignorieren. Es waren seine ersten Äußerungen in der aktuellen Eskalation.

Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarschs in der Nähe der Ukraine wird im Westen befürchtet, dass Russland einen Einmarsch in sein Nachbarland plant. Für möglich gehalten wird auch, dass Ängste geschürt werden sollen, um die Nato-Staaten zu Zugeständnissen bei den Sicherheitsgarantien zu bewegen. Moskau hat einen entsprechenden Forderungskatalog an die Nato und die USA gerichtet, darin enthalten ist unter anderem ein Ende der Nato-Osterweiterung. Beide lehnen die Kernanliegen Russlands ab, haben aber in schriftlichen Antworten einen Dialog angeboten.

Putin sagte: „Ich hoffe, dass wir am Ende eine Lösung finden werden. Auch wenn es nicht einfach ist. Wir sind uns dessen bewusst.“ Er hatte auch gefordert, dass sich die Nato auf ihre Positionen von 1997 zurückziehen und auf die Stationierung von Raketensystemen in der Nähe von Russland verzichten soll.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow betonte nach einem Telefonat mit seinem US-Kollegen Antony Blinken, Russland bestehe darauf, über Sicherheitsfragen in Europa zu sprechen. Blinken rief den Kreml zur Deeskalation auf. Er verlangte den Abzug von russischen Truppen an der Grenze.

Der britische Premier Johnson warnte Russland mit Nachdruck vor einem Angriff. Die ukrainische Armee werde „heftigen und blutigen Widerstand“ leisten, sagte Johnson bei seinem Besuch in Kiew. Eine russische Invasion würde eine politische, humanitäre und militärische Katastrophe bedeuten, so Johnson. Er drohte, Großbritannien und seine Alliierten hätten harte Sanktionen gegen Russland vorbereitet. Diese träten in Kraft, sobald „die erste russische Schuhspitze“ ukrainisches Territorium betrete.  dpa

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