Zehn Wochen sind es noch bis Ostern. In der Bewertung von Corona-Maßnahmen ist das eine halbe Ewigkeit, weshalb es sehr überrascht, wie rigoros Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann Lockerungen vor diesem Zeitpunkt ausschließt. Wenn die Politik in dieser Pandemie eines gelernt haben sollte, dann, wie schnell sich die Dinge ändern können. Inzwischen sogar auch mal zum Guten.
Man muss nicht so weit gehen wie die Dänen und alle Einschränkungen beenden. Aber die Ausbreitung der Omikron-Variante mit meist milden Verläufen verlangt nach differenzierteren Antworten als dem sturen Verweigern jeder Lockerung. Wenn sich Infektionszahlen von Krankenhausstatistiken abkoppeln, können die Instrumente nicht die gleichen sein wie vor einem Jahr, als Inzidenzen einen völlig anderen Charakter hatten. Von Ländern wie Spanien oder Irland, die mit Bedacht öffnen, wird man in ein paar Wochen womöglich lernen können.
Es ist kaum anzunehmen, dass Deutschland dem Stuttgarter Beispiel geschlossen folgt. Schon gar nicht Bundesländer wie das Saarland oder NRW, wo im Frühjahr gewählt wird. Ein schlichtes „Weiter so“ kann sich dort kein Regierungschef leisten, der an seinem Amt hängt.
Marc.Beyer@ovb.net