Man sei „besorgt“ über die Entscheidung des Weißen Hauses, rund 3000 Soldaten nach Deutschland und Osteuropa zu verlegen, heißt es in Moskau. In Washington wird unterdessen weiter eifrig debattiert, ob US-Präsident Joe Biden damit einen klugen und sinnvollen Schritt getan hat. Bei nüchterner Betrachtung ist das Ganze jedoch lediglich eine Alibi-Abschreckung. Zum einen gibt es keinerlei Indizien dafür, dass Wladimir Putin auch nur ansatzweise erwägt, zur Nato gehörende osteuropäische Staaten ins Visier zu nehmen. Ein solcher Schritt würde den Bündnisfall auslösen und zu einer Mega-Eskalation führen, die dem Kreml nicht gelegen sein kann.
Zum anderen ist allein schon der Umfang der US-Truppen – von denen niemand auch nur einen Fuß in die Ukraine setzen wird – ein Zeichen dafür, dass Biden alles vermeiden will, was als reale Konfrontation ausgelegt werden kann. 3000 Soldaten sind eben jenes kleine Kontingent, das er 2021 für ein paar Tage nach Kabul schickte, um beim Evakuierungs-Fiasko zumindest den Anschein von Ordnung gegen die übermächtigen Taliban aufrecht zu erhalten. Das hat gewiss Putin nicht beeindruckt. Das als „Provokation“ zu bezeichnen, wäre deshalb realitätsfern und unangemessen.
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