Schröder soll in Gazprom-Aufsichtsrat

Mandate mit strengem Geruch

von Redaktion

MARC BEYER

Man sollte sich freuen für jemanden, der im gehobenen Alter noch mal eine Herausforderung annimmt, die ihn ausfüllt und dabei auch noch einträglich ist. Aber der strenge Geruch, der Gerhard Schröders Nominierung für den Gazprom-Aufsichtsrat umweht, überdeckt jede andere Empfindung. Die Parteinahme für Wladimir Putin, so unverhohlen wie lukrativ, war immer schon grenzwertig. Mittlerweile aber, angesichts eines drohenden Krieges in der Ukraine, ist sie kaum mehr zu ertragen.

Der Moskau-Versteher Schröder ist fast schon ein Fall für das neue Lobbyregister, in dem Interessenvertreter und Einflüsterer aller Art notiert werden. Eine Privatsache, wie er immer sagt, sind die Mandate in Russlands Energiewirtschaft keineswegs. Dafür wirft Schröder, der mit seinem Nein zum Irakkrieg einst Courage und Urteilsvermögen bewies, der Bundesregierung in der Ukraine-Frage zu ungeniert Knüppel zwischen die Beine.

Es ist bezeichnend, dass nicht nur die Opposition aufschreit. Aus der Regierungspartei FDP kommt die Frage, ob Schröder seiner Privilegien noch würdig ist. Ein Land sollte mit Stolz auf einen Kanzler blicken können, der als Regierungschef eine Menge bewegt hat. Das Gegenteil ist der Fall. Deutschland ist eher peinlich berührt.

Marc.Beyer@ovb.net

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