Fürstenfeldbruck – Es gab Zeiten in dieser Pandemie, da sorgten Sieben-Tage-Inzidenzen von 50 oder 60 für Alarmstimmung bei Politikern. Im Februar 2022 ist vieles anders. Die Inzidenz im Landkreis Fürstenfeldbruck beträgt laut RKI 4084. Das ist Deutschland-Rekord – doch von Panik keine Spur. Landrat Thomas Karmasin (CSU) erreichen zwar vereinzelte Anfragen von erschrockenen Bürgern, aber er sagt: „Einige Tage lang wurden Fälle nicht in die Inzidenz einberechnet, deshalb hatten wir eine niedrigere Inzidenz als das übrige Umland von München. Jetzt wurden die Meldungen auf einen Schlag nachgeholt, deshalb sind die Inzidenzen explodiert.“
Corona ist selbst in Hotspot-Regionen irgendwie kein Schreckgespenst mehr, sondern Verwaltungsmathematik. Der Landrat rechnet damit, dass sich der „Nachmeldungsberg“ Ende dieser oder Anfang nächster Woche von alleine verflacht.
Als Grund für den plötzlichen Anstieg der Zahlen – allein am Freitag hatte sich die Inzidenz über Nacht fast verdreifacht – nennt das Landratsamt nämlich die Verzögerung tausender Meldungen: Positive Corona-Fälle seien wegen eines technischen Fehlers im Meldesystem zuerst festgehangen und dann auf einen Schlag nachgemeldet worden. Das habe die Werte innerhalb kürzester Zeit in die Höhe schnellen lassen. „Die Wahrheit ist“, schreibt Karmasin auf Facebook, „wir waren vorher nicht besonders gut und sind jetzt nicht besonders schlecht, sondern wir liegen im Trend des Münchner Umlands.“
Keinen Grund zur Panik hat man glücklicherweise auch im Fürstenfeldbrucker Klinikum. Dort schlägt sich die bundesweite Spitzen-Inzidenz im Moment nicht nieder. „Es ist nur die Inzidenz so hoch, die Zahlen im Krankenhaus sind zum Glück recht stabil“, sagt Beate Brix, Sprecherin der Klinik. Am gestrigen Montag waren es 19 Patienten, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus behandelt werden müssen – alle auf der Normalstation. „Auf der Intensivstation sind es nach wie vor null“, sagt Brix.
Vor allem dem milden Krankheitsverlauf bei der Omikron-Variante ist es zu verdanken, dass nach wie vor viele Klinikbetten frei bleiben. Zu Delta-Zeiten mussten deutlich mehr Corona-Patienten im Fürstenfeldbrucker Krankenhaus behandelt werden. „Der Höchststand war bei uns auf jeden Fall vor Omikron“, sagt Brix.
Ob sich die hohen Fallzahlen im Landkreis vielleicht doch noch mit Verspätung auf die Bettenbelegung in der Klinik auswirken, kann sie nicht einschätzen. „Im Moment haben wir Gott sei Dank wenig Patienten auf der Intensivstation. Und ich hoffe, dass das so bleibt.“
Weitere Einschränkungen kommen auf die Menschen im Kreis Fürstenfeldbruck trotz der Inzidenz von 4084 nicht zu. Die sogenannte Hotspot-Regel für Regionen mit besonders vielen Fällen hat der Freistaat bereits vor Wochen ausgesetzt. Zur Erinnerung: Bei Werten über 1000 mussten Wirtshäuser, Fitnessstudios, Museen und Kinos schließen. Trotz des Rekordtitels für die höchste Inzidenz bleibt in Fürstenfeldbruck also erst einmal alles wie gehabt. THERESA KUCHLER