Pflegeskandal in Augsburg

Alle haben sich mitschuldig gemacht

von Redaktion

KATRIN WOITSCH

Nach Schliersee nun auch Augsburg: Es ist der zweite große Pflegeskandal innerhalb weniger Monate. Und leider ist er keine Überraschung. Schon im Herbst hatten Politiker und Verbände besorgt beobachtet, dass Bewohner aus Schliersee in ein Augsburger Heim desselben Trägers verlegt werden. Das Versprechen zu intensiven Kontrollen war nichts wert. Die Pflegebedürftigen sind von einer Hölle in die andere gekommen. Sie mussten schutzlos weiter leiden. Wieder hat niemand eingegriffen.

Es reicht nicht, die Schuld nun auf ein Kontrollsystem zu schieben, das ganz offensichtlich zu schwerfällig und wohlwollend ist, um gravierende Missstände schnell zu beseitigen. Natürlich muss es überarbeitet werden – aber das ist seit Langem klar. Aber was nutzt die beste Kontrolle, wenn niemand die Missstände sehen will? Angehörige, die ihre Eltern oder Großeltern wissentlich in ein Billig-Heim mit schlechtem Ruf geben, machen sich mitschuldig. Genau wie Pflegekräfte, die nicht den Mut finden, Missstände anzuprangern – oder noch schlimmer für die Kontrollen Protokolle fälschen. Auch ein politischer Streit mit Schuldzuweisungen hilft den Opfern in den Heimen nicht weiter. Menschenunwürdige Zustände in Profit-orientierten Heimen können nur verhindert werden, wenn alle ihrer Verantwortung gerecht werden. Wäre das nach dem Schliersee-Skandal passiert, wäre vielen Senioren vermutlich großes Leid erspart geblieben.

Katrin.Woitsch@ovb.net

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