Aufmarsch vor der Ukraine

Biden sagt das Schreckenswort

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

Der amerikanische Präsident Biden sagt, er werde in der Ukraine keinen Weltkrieg riskieren, indem er US-Truppen in das Land schicke. Der Satz ist beruhigend und beunruhigend zugleich: Der Anführer der westlichen Welt schließt einen Weltkrieg denklogisch aus – und sorgt doch, vor allem in Deutschland, wo viele noch ihrem business as usual nachgehen zu können glauben, für einen Schockmoment, indem er das Schreckenswort „World War“ in den Mund nimmt.

Auch Putin hatte davor schon vor einer direkten Konfrontation mit der Nato gewarnt. So weit darf und wird es natürlich nicht kommen. Falls der Kreml seine Panzer in die Ukraine rollen lässt, wird Kiew keinen Nato-Beistand erhalten, alles andere würde Europa in die Katastrophe treiben. Aber Bidens Wortwahl zeigt, als wie ernst man in den Hauptstädten des Westens die Lage beurteilt. Es geht ja um viel mehr als nur um die Ukraine. Es geht um Putins Versuch, den Zerfall der Sowjetunion, den er als „Geschichtskatastrophe“ begreift, rückgängig zu machen.

Auch sein am 4. Februar bei Olympia besiegelter Pakt mit Chinas Staatschef Xi ist Teil eines weltumspannenden und auf seinen Höhepunkt zusteuernden Konflikts zwischen dem Westen und den Autokratien Russland und China. Russlands unermesslicher Rohstoffreichtum, vereint mit Chinas technologischer Führerschaft, formen eine Supermacht, mit der es der geschwächte und gespaltene Westen nur schwer wird aufnehmen können, ganz gleich, ob Putin sich zum Überfall auf die Ukraine entschließt oder nicht. Beide, Putin wie Xi, haben sich bei Olympia verschworen, sich gegenseitig freie Hand zu lassen. Fällt die Ukraine, gehen vielleicht auch auf Taiwan bald die Lichter aus.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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