Vor der Runde der Ministerpräsidenten hat der Expertenrat wieder ein Papier veröffentlicht. Erfreulich: Wegen der meist harmlos verlaufenden Omikron-Infektion werden Lockerungen der Maßnahmen empfohlen. Der Haken: erst wenn ein „stabiler Abfall der Hospitalisierung“ zu beobachten sei – es gebe noch „zahlreiche Unsicherheiten“, neue Varianten, Impflücken. Mit anderen Worten: Öffnen sollte man, aber erst in ein paar Wochen.
In diesem Sinne liest sich auch die Vorlage für die MPK. Ein bisschen mehr Mut hätte man den Autoren aber gewünscht. Es bleibt richtig, in der Pandemie auf die Expertise von Fachleuten zurückzugreifen. Demokratische Politiker aber müssen auch die Stimmung in der Bevölkerung berücksichtigen. Und die ist heute anders als auf dem Höhepunkt der Delta-Welle. Dass Markus Söder das als erster erkannt hat, sollte man ihm nicht vorwerfen.
Die Politik ist zuletzt gut damit gefahren, den Expertenrat auch mal anders zu gewichten. Schon im Dezember fielen die Kontaktbeschränkungen nicht so hart aus, wie vorgeschlagen wurde. Man erinnere sich: Der Rat warnte vor einer Gefährdung für die kritische Infrastruktur – Strom, Wasser, Telekommunikation. Nun ja. Dunkle Szenarien allein sind keine guten Ratgeber für die Politik.
Mike.Schier@ovb.net