München – Es ist Wolfgang Ischingers letzter Auftritt als Chef der Münchner Sicherheitskonferenz (Siko) – 14 Jahre lang hat er das internationale Forum geleitet. Nun findet Ischingers Abschied im Schatten mehrerer Lobbyismus-Vorwürfe gegen ihn statt. Er soll internationale Kontakte und Termine auf der Siko verkauft haben, berichtet der „Spiegel“. Die von ihm gegründete Beratungsfirma Agora habe fragwürdige Waffendeals eingefädelt und auch mit Autokraten verhandelt, heißt es. Ischinger streitet das ab.
An den Vorwürfen sei „nichts dran“, sagte der 75-Jährige im ARD-Morgenmagazin – sie seien „völlig haltlos“. Zudem habe er von der Münchner Sicherheitskonferenz „persönlich überhaupt nicht profitiert“. Es handele sich um ehrenamtliche Arbeit. „Ich kriege eine Aufwandsentschädigung, aber kein Gehalt.“
Laut „Spiegel“ soll Ischinger hingegen über seine Beratungsfirma an der Sicherheitskonferenz verdient haben. 2015 gründete er die „Agora Strategy Group“ – die Firma habe zum Beispiel dem Rüstungsunternehmen Hensoldt angeboten, gegen Honorar bestimmte Besucher der Siko für „Side Events“, also Treffen in Hinterzimmern, auszuwählen. Außerdem soll Agora dem Rüstungsunternehmen auch bei Geschäften in Saudi-Arabien, Ägypten oder Libyen Hilfe angeboten haben. Dabei sollten auch ein ehemaliger Staatssekretär im Auswärtigen Amt und ein pensionierter General zum Einsatz kommen. Das Grundhonorar soll für die Beratungsleistungen monatlich 27 860 Euro betragen haben.
Mittlerweile sitzt der frühere Botschafter und Diplomat nicht mehr im Aufsichtsrat von Agora, dennoch gehören Ischinger noch 30 Prozent der Firma. Außerdem ist er vor einigen Jahren in den Aufsichtsrat von Hensoldt gezogen.
Auch das US-Magazin „Politico“ wirft Ischinger vor, private finanzielle Interessen mit seinem Posten als Siko-Chef vermischt zu haben. Demnach sollen Unternehmen Millionen an Sponsorengeldern bei der Sicherheitskonferenz zahlen, um bei der Veranstaltung internationale Kontakte zu knüpfen. Auch der Bund und der Freistaat Bayern hätten die Stiftung, die die Sicherheitskonferenz organisiert, kürzlich mit einer Spende von drei Millionen Euro unterstützt.
Wolfgang Ischinger bestreitet Interessenskonflikte. Er habe „keinerlei Einfluss auf die Aktivitäten von Agora“, fördere aber gelegentlich Agora-Veranstaltungen dadurch, dass er Einladungen an internationale Persönlichkeiten unterstütze. Und Agora teilt mit, es bestehe keine Verbindung zwischen der Firma und der Siko. kab/afp/dpa