Die Krise im Osten der Ukraine wirft einen langen Schatten. Er reicht bis nach Belarus: Nur wenige Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze campieren seit Tagen zigtausende russische Soldaten mit Panzern und Kampfjets. Während die Welt gebannt in den Donbass blickt, hat sich Russland bereits ins nächste Ziel geschlichen.
Was steckt dahinter? An der vom Kreml angekündigten „Militärübung“ hat der Westen von Anfang an gezweifelt. Jetzt ist die Übung vorbei, aber die russischen Truppen sind noch da. Um die Ukraine auch aus dem Norden zu bedrohen? Um den Westen zu provozieren? Oder um eine Machtübernahme in Belarus vorzubereiten? Auch die baltischen Staaten sehen sich in Gefahr. Welches Ziel Putin auch verfolgt: Es war von langer Hand geplant.
Nicht umsonst hat sich Putin an die Seite des belarussischen Machthabers Lukaschenko gestellt, als der an der Grenze zu Polen eine Migrationskrise inszenierte. Oder als er nach der gefälschten Wahl 2020 Proteste niederschlagen ließ. Jetzt muss Lukaschenko dafür zahlen: Den Westen hat er sich zum Feind gemacht, Russland bleibt einziger Verbündeter. Früher hat Lukaschenko zwischen Moskau und Kiew vermittelt – jetzt muss er sein Land als Aufmarschgebiet hergeben. Und Putin ist dem Plan, die Nachbarländer zur russischen Pufferzone zu degradieren, ein Stück näher gekommen.
Kathrin.Braun@ovb.net