In seiner Amtszeit ist Markus Söder nur eine herausragende Berufung gelungen: als er Klaus Holetschek zum Gesundheitsminister machte. Den Rest der Mannschaft hat Söder nach Gefolgschaft und Proporz um sich geordnet, darunter solide Personalien, doch leider hielt er kaum kritische Geister in Bayerns Kabinett. Loyalität wurde oft belohnt. Tiefpunkt: Als Söder einige zumeist überflüssige „Beauftragten“-Pöstchen erfand, um noch ein paar treue Abgeordnete zu versorgen. Diese Aufstellung diente ihm, um als Alleinunterhalter herauszustechen.
Die Lage hat sich geändert. Söder ist in der Defensive, hat keine Wahl gewonnen, die CSU-Umfragen sind noch immer schlecht. Hinter seinem Rücken wird schon getuschelt, sogar geplant. Er braucht jetzt Teamspiel, eine starke, bundesweit glänzende Mannschaft. Sie muss die ganze Breite einer konservativ-liberalen Volkspartei abdecken und die Schlüsselthemen Hightech, Sicherheit, Soziales prägen. Doch im bald fünften Jahr seiner Regentschaft hat er zu wenig Aufsteiger aufgebaut für diese Kabinettsumbildung, die im Timing auch nicht günstig ist.
Es geht für ihn bei der Landtagswahl 2023 um alles und für die CSU um sehr viel. Söder müsste jetzt die Besten aller Ebenen nach München holen, einen großen Wurf, über den Deutschland staunt. Reichen Kraft und Konfliktbereitschaft bei ihm dafür? Das Mittelmaß, das Söder bisher nicht störte, ist plötzlich seine größte Gefahr.
Christian.Deutschlaender@ovb.net