München/Altötting – Wenn Stephan Mayer am Mittwoch seinen ersten großen Auftritt hat, kann es ein Triumphmarsch werden, oder ein Flop. Er, der neue Generalsekretär, ist Organisator, Gastgeber und Einpeitscher des Politischen Aschermittwochs in Passau. Früher war das mal ein kritikloses Jubeldings vor 3000 bierseligen CSU-Ultras. Heute, in Corona-Zeiten, dürfen nur ein paar Dutzend Geimpfte, frisch getestet, in die gähnend leere Dreiländerhalle, der Rest hockt am Bildschirm. Ob da Stimmung aufkommt oder nur Trübsal?
Mayer, 47, wird dem recht machtlos gegenüberstehen. Denn vorbereitet ist alles seit Wochen, nicht mal mehr die Farbe der Bierfuizl ist ungeklärt. Er muss die Veranstaltung plangemäß vollziehen, eine möglichst mitreißende Rede halten und hoffen, dass ansonsten nichts schiefgeht. „Ich hab Respekt vor Passau“, sagt Mayer, erzählt, wie er schon als Student zum „Hochamt der CSU“ pilgerte.
Für ihn spricht: In der CSU ist er keiner der Schüchternen. Er stand nicht immer im Rampenlicht, aber weit vorne bei den politischen Entscheidungsträgern. Der 1,98-Meter-Mann aus Altötting war bis Ende 2021 Staatssekretär in Horst Seehofers Innenministerium. In diesem Fall mehr als ein Grüßgottonkel, denn der physisch oft abwesende Seehofer ließ seinen Staatssekretären viel Raum.
Mayer nutzte das für eine gute Medienpräsenz, oft konservativ kantig: starker Staat, gut ausgestattete Polizei, gegen den zu einfachen Zugang zum Doppel-Pass. Parallel pflegte der Jurist, seit 2002 im Bundestag, sein Netzwerk bei den Sportverbänden und als Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen. Hätte die Union die Bundestagswahl nicht so bitter vergeigt, wäre Mayer jetzt wohl selbst Minister, sagen hohe CSU-Leute.
Nun also Generalsekretär, ein reines Parteiamt, Nachfolge von Markus Blume, aber Stammwähler-orientierter. Eingefädelt wurde das schon vor zehn Tagen am Rande der Bundespräsidenten-Wahl. Es könnte ein Schritt zurück zu einem kantigeren Stil sein: harte Attacken auf die Ampel-Koalition in Berlin. Mayer sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, er beherrsche „sowohl Florett als auch Säbel“. Als oberste Mission derzeit sieht er aber: „Viel unterwegs sein in der Partei, viel zuhören“.
Parteichef Markus Söder lobt, dass er Mayer bedenkenlos in jede Talkshow schicken könne, „der ist kein Neuling“. Was der Neue in der Münchner CSU-Zentrale als Organisator taugt – Parteitage, aber auch den ganzen Landtagswahlkampf –, wird sich wohl bald erweisen. Vernetzt ist er in der Partei gut. JU-sozialisiert, und 2002 zählte er zum „Zugspitz-Kreis“, in dem sich junge, aufstrebende Christsoziale formierten. Unumstritten ist er allerdings nicht. Es gab auch Schlagzeilen, dass Mayer am Rande in die Maskenaffären verwickelt sei; er reichte ein Angebot weiter, seine Schwester soll erfolglos Provisionen verlangt haben.
Privat ist von Mayer wenig bekannt. Ledig, gesellig, heißt es. Und dass er Sport treibt, früher Tennis, dann Halbmarathon, einst in nur 1:40, heute zumindest zwei Stunden.
Ergänzend holt Söder eine Vize-Generalsekretärin an Mayers Seite, die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (57) aus Eichstätt. Als „Mutter der Kompanie“ beschreibt Söder ihre Rolle, sie solle sich um die Befindlichkeiten und Sorgen in der CSU kümmern. Formal nominiert werden beide morgen. CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER