Ob er an seine eigene Propaganda glaubt? Wladimir Putin ist um Erklärungen für seine Aggression gegen die Ukraine nicht verlegen. Alles muss herhalten: die (sträflich verfälschte) Geschichte, die böse Nato, die „Nazi-Regierung“ in Kiew, ein angeblicher „Genozid“. Man kann daraus plumpe Vorwände für einen Krieg lesen oder die wahnhaften Fantasien eines entgrenzten Autokraten. Oder beides.
Fakt ist: Die Wahrheit ist in Putins Reich schon lange tot. Das passierte nicht einfach so, sondern ist Teil einer perfiden Strategie. Die Vorbereitung für diesen Krieg hat nicht erst mit dem russischen Truppenaufmarsch begonnen, sondern mit einem rücksichtslosen Desinformationsfeldzug. Seit Jahren schon werden die Russen mit Kreml-Lügen gefüttert, aber nicht nur sie. Auch im Westen, auch in Deutschland gibt es Geblendete in bedrückender Zahl, die jetzt noch meinen, die Schuld liege auch bei der Nato, den USA, jedenfalls nicht allein bei Putin. Es ist vielleicht eines der düstersten Kunststücke des Kreml, sich im Privaten und Politischen – von Schröder bis Wagenknecht, von Gauweiler bis Gauland – eine kleine Armee von Beschwichtigern, Verharmlosern, Negierern herangezogen zu haben. Das Gift wird lange wirken.
Marcus.Maeckler@ovb.net