Man stelle sich für einen Moment den Zustand der Nato vor, hieße der US-Präsident noch Donald Trump. Wie es wohl um die Einigkeit im westlichen Bündnis bestimmt wäre? Hielte Trump auch als Präsident diesen Wladimir Putin für „genial“? Oder hätte sich der inzwischen völlig irrationale Russe von einem sicher nicht minder irrationalen US-Gegenüber am Ende besser einbremsen lassen, weil die westliche Reaktion kaum berechenbar wäre?
Tatsache ist: Putin hat den Westen zu einer zuletzt kaum für möglich gehaltenen Einheit verschworen (wie lange sie hält, ist eine andere Frage). Selbst Erdogan schimpft über Moskau. Gott sei Dank ist es der erfahrene Biden, der nun die Führung übernimmt. Leider behielt er mit seinen eindringlichen Warnungen vor einem Angriff recht. Er hat Putin gedroht, den diplomatischen Weg aber immer offen gehalten. Erfolgreich war die Strategie nicht, gleichwohl aber richtig: Sie entlarvt Putin jetzt eindeutig als Aggressor. Nun gilt es nicht militärisch, aber wirtschaftlich hart auch persönlich gegen Putin vorzugehen.
Die US-Politik aber steht vor einer großen Frage: Die unter Obama eingeschlagene Ausrichtung, nicht mehr den Weltpolizisten zu spielen, funktioniert offenbar nicht. Andere Mächte stoßen in die Lücke. Russland. China. Das ist nicht im US-Interesse.
Mike.Schier@ovb.net