Deutschland will Schwerverletzte aus Ukraine retten

von Redaktion

Lauterbach: Bei Waffenstillstand schnell Flucht-Korridore nutzen – Bisher 1,7 Millionen Menschen vertrieben

München/Berlin – Deutschland will eine zentrale Rolle bei der Versorgung der vielen Kriegsverletzten und Kranken ohne Behandlungsmöglichkeit aus der Ukraine spielen. „Das Gesundheitswesen der Ukraine steht teilweise vor dem Zusammenbruch – darauf bereiten wir uns vor“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

„Es gibt hunderte Verwundete und Tote jeden Tag, und die russische Armee schreckt offenbar auch nicht davor zurück, die medizinische Infrastruktur des Landes gezielt anzugreifen“, sagte Lauterbach. „Wir bereiten uns vor auf Schwerverletzte, die intensivmedizinische Behandlung benötigen, auf ukrainische Patienten, die verlegt werden müssen, weil die Krankenhäuser zerbombt wurden, Flüchtlinge, die mit schweren Erkrankungen zu uns kommen, Dialysepatienten beispielsweise, Krebskranke, Menschen, die dringen Hilfe benötigen.“

Geplant seien größere Transporte für den Fall, dass humanitäre Korridore mit Waffenstillständen genutzt werden könnten. In Deutschland sollen Betroffene dann nach einem sogenannten Kleeblattsystem verteilt werden, das bereits in der Pandemie zum Einsatz kam.

Lauterbach teilte mit, zahlreiche Flüchtlinge seien an Covid-19 erkrankt. Dies werde bei ihrer Unterbringung berücksichtigt. Auch seien viele höchstens lückenhaft geimpft. Testungen und Impfungen zählten zur Grundversorgung. Es könne zwar sein, dass Flüchtlinge in einzelnen Städten zu steigenden Corona-Zahlen beitragen – angesichts der Gesamtzahlen sei das aber kein zentrales Problem. „Die Flüchtlinge bereiten uns kein Problem bei der Pandemiebewältigung, sondern da mache ich mir eher Sorgen über die nachlassende Vorsicht der Deutschen selbst“, sagte Lauterbach.

Die Zahl der Flüchtlinge steigt weiter deutlich. Laut der UN-Flüchtlingshilfsorganisation UNHCR haben inzwischen 1,7 Millionen Menschen die Ukraine verlassen. Das ist ein Plus von 200 000 binnen eines Tages. In den kommenden Tagen würden weitere Millionen entwurzelt, wenn der sinnlose Konflikt nicht sofort beendet werde. Das Bundesinnenministerium weiß nach eigenen Angaben bislang von 50 294 nach Deutschland eingereisten Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Da es keine Grenzkontrollen gibt, kann die tatsächliche Zahl aber deutlich höher liegen.

Die Freien Wähler in Bayern schlagen Steuerentlastungen für Menschen vor, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Von einem Freibetrag von 5000 Euro sprach der FW-Abgeordnete Fabian Mehring gegenüber unserer Zeitung. „Es wäre nur fair, den Menschen für ihren Beitrag zur Bewältigung dieser Masteraufgabe mittelbar einen Vorteil zu gewähren.“ Mehring lobte die „gigantische Welle der Hilfsbereitschaft“.

Unterdessen gibt es sogar eine gelockerte Einreise-Bestimmung für ukrainische Haustiere. Eine Tierschutzverein-Sprecherin berichtet, alle Gesundheitsdokumente des Tieres könnten nachgeliefert werden: „Man kommt jetzt auch ohne Antrag und ohne Impfdokumente mit seinem Tier ins Land.“ Viele Flüchtlingsfamilien hatten Hund oder Katze mit aus der Ukraine gerettet.  mm

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