Russland „nicht in die Falle gehen“

von Redaktion

Zähe Verhandlungen über Fluchtkorridore – USA: Putin rekrutiert Syrer für Ukraine-Krieg

Kiew – Angesichts der heranrückenden russischen Truppen hat Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko die Einwohner der ukrainischen Hauptstadt erneut zum Durchhalten aufgerufen. „Kiew hält stand! Wird sich verteidigen!“, sagte Klitschko in einer Videobotschaft. Russland meldete gestern weitere Geländegewinne in der Ostukraine. Die ukrainischen Streitkräfte fügten den Angreifern aber nach eigenen Angaben schwere Verluste zu.

Zudem versucht Russland nach Informationen des US-Verteidigungsministeriums, Syrer zu rekrutieren. Es sei aber nicht klar, ob bereits syrische Kämpfer in der Ukraine seien. Der US-Ministeriumsvertreter sagte, man finde es „bemerkenswert“, dass Putin glaube, auf ausländische Kämpfer angewiesen zu sein. Das könne auch daran liegen, dass die russischen Truppen im Verlauf des Wochenendes kaum Fortschritte gemacht hätten. Die USA erwarten einen lang andauernden Konflikt. Die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield sagte am Montagabend, Russlands Präsident Wladimir Putin sei „eindeutig bereit, das Leben Tausender russischer Soldaten zu opfern, um seine persönlichen Ambitionen zu verwirklichen.“

Derweil haben die beiden Länder nach ihrer dritten Verhandlungsrunde am Montagabend die Absicht zur Schaffung humanitärer Korridore in den umkämpften Gebieten bekräftigt. Zwölf Tage nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind Hunderttausende Menschen in den angegriffenen Städten in Not. Beide Seiten hatten sich zwar bereits bei ihrem zweiten Treffen am vergangenen Donnerstag auf Fluchtkorridore verständigt. Am Wochenende waren aber gleich zwei Anläufe für Evakuierungen von Bewohnern der Stadt Mariupol im Südosten der Ukraine gescheitert. Beide Seiten warfen sich vor, gegen die Waffenruhe verstoßen zu haben.

Auch am Montag kam die Rettung von Zivilisten aus umkämpften Städten nicht voran. Moskau kündigte am Abend einen neuen Anlauf am Dienstag an. In den Städten Kiew, Charkiw, Mariupol, Tschernihiw und Sumy sollen demnach ab 10 Uhr lokale Waffenruhen gelten.

Die Ukraine hatte zuvor Moskaus Angebot über Flüchtlingskorridore abgelehnt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass vier Routen nach Russland und Belarus führen würden. Nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes war der für eine fehlgeschlagene Evakuierungsaktion aus Mariupol am Sonntag vorgesehene Weg zudem vermint.

Putin rief die EU auf, Druck auf die Ukraine auszuüben. Die EU sollte „einen echten Beitrag zur Rettung von Menschenleben leisten und (…) Kiew zur Einhaltung des humanitären Rechts bewegen“.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warf hingegen Putin „moralischen und politischen Zynismus“ vor. „Ich kenne keine Ukrainer, die nach Russland fliehen wollten, das ist reine Verlogenheit“, sagte Macron. Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte, man dürfe Russland „nicht in die Falle gehen“. Er verwies auf Erfahrungen im syrischen Aleppo; Russland hatte sich im dortigen Bürgerkrieg an die Seite des Regimes gestellt. Die Abfolge sei immer gleich, so Le Drian: Bombardierung, das Angebot humanitärer Korridore, Beschwerden über den den Gegner bei eigenen Provokationen. Es folge der Versuch der Verhandlungen, bei denen man den Gegner zum Abbruch provoziere und wieder Bombardierungen.

China hat sich unterdessen als Vermittler zwischen Moskau und Kiew angeboten. Die EU appellierte an Peking, „Druck auf Russland auszuüben“. Chinas Außenminister Wang Yi betonte allerdings, die Freundschaft seines Landes zu Russland sei „felsenfest“.  dpa/afp

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