Energie-Import-Boykott

Der Sofort-Ausstieg wäre fatal

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Kriege beginnen schnell, sie zu beenden ist zäh. Das gilt leider auch für das Schlachten, das der Angriffskrieger und Kindermörder aus dem Kreml in der Ukraine begonnen hat. Der Westen hat, wenn er den Kollateralschaden in Europa halbwegs begrenzen will, weder eine militärische noch eine wirtschaftliche Handhabe, um Putin sofort zu stoppen. Das leuchtet vor einem bewaffneten Eingreifen der Nato allen Beteiligten (hoffentlich) ein. Ebenso heikel ist die Lage aber beim Energie-Boykott.

So verlockend der Sofort-Ausstieg aus russischem Gas, Öl und Kohle klingt, so fatal wären die Folgen. Der Westen hat sich abhängig gemacht vom Import. Bayern übrigens besonders, es hängt zur Hälfte seiner Importe an Putins Tropf, doppelt so stark wie der Rest der Republik. Bitte keine Träumereien, wir müssten nur einen wärmeren Pulli anziehen und die Heizung runterdrehen. Unfug: Energie-Engpässe hätten eine Rationierung für die Betriebe zur Folge, eine tiefe Wirtschaftskrise, das Aus für Industrieregionen und binnen Wochen hunderttausende Arbeitslose. Die explodierenden Energiepreise würden Familien, Rentner, Pendler in Existenznot treiben. Würden wir diese Verwerfungen im Land, schwere Verluste unseres Wohlstands, länger durchhalten als Putin?

So zynisch es ist: Wir kommen nur in Schritten weg von der Droge Russengas, müssen drosseln. Wenn es gut läuft, gibt es ein Zeitfenster bis zum Winter. Aufgaben: Verbrauch dämpfen, Kernkraft reaktivieren, Erneuerbare stärken, Terminals für Lieferungen von verflüssigtem Erdgas aus den USA und der Golfregion ausbauen. Auch das wird großen Schaden in der eigenen Wirtschaft anrichten, ist aber zumindest der Ansatz eines durchhaltbaren Konzepts. Für Putin wäre das viel schmerzhafter als ein schneller, aber nicht langfristiger Importstopp.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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