Der Auftritt von Bundesfamilienministerin Anne Spiegel vor dem Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe im Ahrtal überzeugt nicht. Dabei bleibt an Spiegel, der damaligen Landesumweltministerin von Rheinland-Pfalz, vielleicht nicht mal hängen, dass sie die Lage falsch einschätzte – damit war sie leider nicht die Einzige. Und dass Bürokratie im Krisenfall schnelles effektives Handeln verhindert, ist ein generelles Problem in Deutschland. Da werden noch Zuständigkeiten geklärt, wenn Häuser schon volllaufen. Doch wie Spiegel präventiv jede Schuldzuweisung abwehrte und ihre Pressemitteilung einzig auf das Gendern prüfte – das wirft kein gutes Licht auf die grüne Ministerin.
Sicher muss man fragen, wer Interesse hat, die Chatprotokolle zu veröffentlichen – auch andere Politiker waren im Bundestagswahlkampf vorrangig auf ihr Image bedacht. Doch den Eindruck, dass Spiegel in ihrer eigenen Blase ohne Bezug zur Realität der Bürger lebte, mildert das nicht. Gerade die Grünen sollten darauf achten, dieses Bild nicht immer wieder zu vermitteln. Das beschädigt nun auch Spiegels Glaubwürdigkeit als Familienministerin – und wenn sie dadurch nicht ins Schwimmen gerät, dann vermutlich nur, weil in Zeiten des Ukraine-Kriegs die Öffentlichkeit gerade woanders hinblickt.
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