Moskau bittet Peking um Hilfe

Zweckbündnis gegen den Westen

von Redaktion

ALEXANDER WEBER

Es ist kein Traumpaar, das sich da gefunden hat, um den Westen mit seinen verhassten Prinzipien Freiheit, Demokratie und Menschenrechte herauszufordern. Aber es ist ein mächtiges Bündnis gemeinsamer Interessen, das vor dem Überfall auf die Ukraine schriftlich bestätigt wurde. Vom Freundschaftsvertrag zwischen Russland und China profitiert Moskau kurzfristig mehr. Der aktuelle Wunsch des Kreml nach Wirtschafts- und Waffenhilfe aus dem Reich der Mitte ist auch ohne offizielle Bestätigung nachvollziehbar. Putin muss zumindest teilweisen Ausgleich für die hohen Einnahmeverluste durch die westlichen Sanktionen finden. Das Riesenreich China bietet sich gerade im technologischen Bereich als Ersatz-Lieferant und im Rohstoffbereich als Ersatz-Kunde an.

Umgekehrt bringt aber gerade das die Pekinger Führung in die Bredouille. Wirkt China etwa im Halbleiterbereich offen als Blockadebrecher, könnte dies unabsehbare Folgen für die ehrgeizigen Expansionspläne Pekings und seine Rolle auf den Weltmärkten haben. In Europa, vor allem in Deutschland, ist die Sensibilität für ungesunde Abhängigkeiten enorm gewachsen. Was im Gas- und Energiebereich gegenüber Russland gilt, gilt in der Schlüsselindustrie Automobil für China. Schon die Corona-Pandemie hat den Blick auf die Schatten übertriebener Globalisierungspolitik geschärft. Der 24. Februar war nicht nur in puncto Krieg und Frieden eine Zeitenwende.

Alexander.Weber@ovb.net

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