Die Parallelität entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Quasi zeitgleich stürzen zwei frühere Ikonen und Rivalen der Sozialdemokratie ab. Und doch liegen die beiden Fälle völlig anders. Während der einstmals wegen seines Neins zum Irak-Krieg und seiner Agenda 2010 hochrespektierte Gerhard Schröder durch den Verkauf seiner Seele an Putins Gas-Mammon jede Reputation verspielt hat, beendet Oskar Lafontaine seine politische Karriere zwar auch als Gescheiterter. Aber als einer, der seiner Überzeugung treu und sein eigener Herr blieb: „Oskars“ Herz schlug immer links. Egal, woher gerade der Wind wehte.
Lafontaines Bilanz nach 50 Jahren liest sich zunächst wie ein Grand Slam politischer Spitzenämter: Oberbürgermeister, 13 Jahre Ministerpräsident des Saarlandes, Kanzlerkandidat (dabei auch Attentatsopfer!), SPD-Vorsitzender, Strippenzieher des Machtwechsels von Kohl zu Schröder 1998 bis hin zum Bundesfinanzminister. Doch hier endete die Erfolgssträhne. Die politische Achterbahnfahrt begann: Er verlor den Machtkampf mit dem von ihm installierten Kanzler Schröder, gab alle Ämter auf und warf seinen Sozis das Parteibuch vor die Füße. In der Hoffnung, den großen Tanker SPD wie ein Schlepper im Hafen doch noch auf Oskar-Kurs zu bringen, gründete er die Linkspartei mit. Trotz einiger Zwischen-Hochs: Auch dieser Versuch scheiterte.
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