Aktion gegen Hass-Kriminalität

Gegen die feigen Geiferer

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Es modert und gärt, faulig stinkt der Hass aus den Ecken des Internets. In einer konzertierten Aktion decken Justiz und Polizei nun wenigstens einige Dutzend Täter auf, die mit Hetze und Gewaltaufrufen Politiker angegriffen haben. Gut, dass der Rechtsstaat bundesweit Wehrhaftigkeit zeigt. Doch das Problem ist nur ansatzweise umrissen, das Dunkelfeld viel größer. Vor allem Kommunalpolitiker, auch ehrenamtliche, werden anonym beleidigt und attackiert. In einem Ausmaß, dass sich viele längst fragen, warum sie sich Ämter noch antun sollen.

Hier und da kann die Justiz eingreifen, extreme Spitzen vielleicht entdecken, ehe Worte in Taten umschlagen. Zugrunde liegt aber ein gesellschaftliches Problem: Zu viele Menschen haben verlernt – oder nie gelernt –, eine Diskussion zu führen, für Argumente einzustehen, sich Meinungen anzuhören. Die unreflektierte Wut ist so viel einfacher als jede Debatte, bringt schnellere Likes.

Das lässt sich nur zum Teil erklären mit dem Ohnmachts-Gefühl gegenüber einer Politik, die seit Jahren zu viel für „alternativlos“ erklärte. Viele suhlen sich seither in ihrem Wehklagen, man dürfe dieses oder jenes ja nicht mehr sagen. Unsinn! Noch nie war es in unserem Land so einfach, laut und breit seine Meinung kundzutun, analog wie digital. Mindestvoraussetzung sollte sein: Man muss Gesicht zeigen dafür, Klarnamen – und Widerspruch aushalten können. Das beginnt im Kleinen. Die Familien-Debatte beim Frühstück, das wilde Diskutieren am Stammtisch müssen wir neu lernen, wenn wir kein Land der feigen Geiferer werden wollen.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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