Bauen im Tesla-Tempo

Sie leben vom Verzögern

von Redaktion

MARTIN PREM

Verglichen mit deutschen Flughäfen, Bahnhofsumbauten oder Kulturpalästen eine atemberaubende Geschwindigkeit: Nach zwei Jahren Bauzeit wurde die Tesla-Fabrik in Brandenburg eröffnet. Soll sich die deutsche Industrie daran messen lassen? Muss sie nicht. Vergleichbare Projekte von Audi, VW, Mercedes werden ähnlich schnell fertig – vorausgesetzt, der Standort liegt in Südasien oder Amerika. Deutschland könnte, tut es aber nicht.

Nein, es sind am Standort freilich nicht alle Streitpunkte ausdiskutiert. Ob die Region den gigantischen Wasserverbrauch von Tesla verkraften kann, ist nach wie vor umstritten. Die Frage wird auch – Gutachten, Gegengutachten – in fünf Jahren nicht abschließend geklärt sein. Und da liegt das Problem. Deutschlands viele Interessengruppen – vor allem jene, die für sich das Wort „Zivilgesellschaft“ reklamieren – leben vom Rechtsweg mit seinen Instanzenwegen und Fristen. Deshalb wurde manches Projekt, das dem Land gutgetan hätte, am Ende entnervt aufgegeben. Geschickt verzögert ist schon halb verhindert. Und davon leben einige recht gut.

Wir brauchen bei den gigantischen Aufgaben, denen sich unser Land, das gerade unsanft aus seinem Komfort-Dämmerschlaf gerissen wurde, stellen muss, eine komplette Neuaufstellung. Interessengegensätze, die es bei Großprojekten immer geben wird, müssen bürokratiebefreit, lösungsorientiert und ohne vermeidbare Verzögerung abgearbeitet werden.

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