Debatte um Wiesn-Absage

Ein Fest der Solidarität

von Redaktion

MIKE SCHIER

Der Reflex ist mehr als verständlich: In Europa herrscht wieder Krieg, die Bilder aus der Ukraine sind erschütternd – darf man da hierzulande unbeschwert Spaß am Nockherberg oder im Fußballstadion haben? Kann man einfach in den Osterurlaub fliegen? Und sollte man nicht aus Pietätsgründen gleich das Oktoberfest absagen?

Wie unbeschwert das eigene Leben in Krisenzeiten weitergeht, muss letztlich jeder für sich regeln. Der Staat hat den Bürgern diese Entscheidung nun zwei schwierige Corona-Jahre lang bereits abgenommen. Eine historische, weil pandemische Sondersituation. Doch weltweite Krisen und Kriege (sogar in Europa) gab es leider auch zwischen 1949 und 2020 – trotzdem fand die Wiesn Jahr für Jahr statt. Wem nicht nach Feiern zumute war, der hielt sich fern. Anderen bot das Getümmel dagegen ein paar unbeschwerte Stunden zum Abschalten.

Keiner kann heute sagen, wie sich die Situation im Herbst darstellt. In der Ukraine aber wird niemandem geholfen sein, wenn wir in Bayern auf gesellschaftliches Leben verzichten. Im Gegenteil: Veranstaltungen sollte man zum Solidaritätsevent umfunktionieren. Mit Spendensammlungen für Flüchtlinge und Hilfslieferungen, vielleicht einem Solidaritäts-Euro auf jede Mass? Gerade als Partnerstadt von Kiew könnte München mit einem Fest für Frieden und Freiheit weltweit ein Zeichen setzen.

Mike.Schier@ovb.net

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