Biden setzt Zeichen an Nato-Ostflanke

von Redaktion

Warschau hofft auf Unterstützung der USA – nun kommt Präsident Biden zu Besuch

Rzeszow – So nah ist der US-Präsident dem grausamen Krieg in der Ukraine bisher noch nicht gekommen. Am Freitagnachmittag landet die Air Force One mit Joe Biden an Bord in der Stadt Rzeszow im Südosten Polens. Nur rund 90 Kilometer ist das von der ukrainischen Grenze entfernt. Biden beginnt seine Reise nach Polen mit einem symbolischen Stopp – der Anführer des Westens reist an die Nato-Ostflanke. Kein Händeschütteln mit polnischen Politikern in der Hauptstadt. Stattdessen bedankt sich Biden mit aufgeknöpftem Hemd ohne Krawatte bei den US-Truppen, die in Polen stationiert sind.

Es ist ein Besuch, von dem sich auch Polen viel erhofft. Das Land hat eine mehr als 500 Kilometer lange Grenze zur Ukraine sowie eine Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad. Der Nato-Mitgliedsstaat fühlt sich von Russland bedroht – der Krieg in der Ukraine ist nicht weit weg. In Warschau herrscht parteiübergreifend die Überzeugung, dass man sich nur auf die USA als wahren Verbündeten verlassen kann.

Biden trifft in Rzeszow US-Soldaten – gibt sich nahbar, isst kurz Pizza mit Militärs. „Ich bin aus einem einfachen, wesentlichen Grund gekommen“, sagt er zu den Militärs der 82. Luftlandedivision. „Um danke zu sagen. Danke, danke, danke für Ihren Dienst.“ Die USA hatten vor Kriegsausbruch 4700 Soldaten der 82. Luftlandedivision aus North Carolina nach Polen verlegt. Sie verstärken die bislang 4500 Soldaten, die die USA schon seit längerem in Polen stationiert haben. Die nationalkonservative PiS-Regierung in Warschau möchte seit langem mehr US-Truppen in ihrem Land haben. Darum dürfte es auch am Samstag gehen, wenn Biden mit Polens Präsident Andrzej Duda in Warschau weitere Gespräche führt. In Polen sehnt man sich nach amerikanischer Führung.

Doch zuletzt hatte es zwischen den Partnern Verstimmungen gegeben. Offenbar nicht abgesprochene Vorschläge Polens sorgten in den USA – freundlich gesagt – für Irritationen. Da war zum einen die Sache mit den Kampfflugzeugen vom Typ MiG-29. Anfang März schlug Warschau vor, die Maschinen über einen US-Stützpunkt in Deutschland an die Ukraine zu übergeben. Die USA lehnten das recht brüsk ab. Zudem schlug Polens Vize-Regierungschef Jaroslaw Kaczynski bei einer Visite in Kiew in der vergangenen Woche eine „friedenserhaltende Mission der Nato“ in der Ukraine vor. Auch dieser Vorschlag dürfte bei den Amerikanern auf taube Ohren stoßen. Biden hat ausgeschlossen, dass US-Soldaten in der Ukraine eingesetzt werden. Bidens Begründung: Wenn das US-Militär in der Ukraine gegen russische Soldaten kämpft, würde dies einen Dritten Weltkrieg auslösen.

Klar ist: Biden will in Polen starke Bilder produzieren, erneut ein Zeichen gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin setzen. Er ließ sich nicht davon aus dem Konzept bringen, dass das Flugzeug mit Duda an Bord wegen eines Schadens nach Warschau zurückkehren musste. Dort stieg Duda in ein Ersatzflugzeug und landete erst mit Verspätung in Rzeszow. Mit Spannung wird nun in Polen eine Rede Bidens erwartet. Der US-Präsident will im Warschauer Königsschloss sprechen. B. HEIMANN/J. NAUE

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