Jetzt ist es also passiert: Schon länger wurde in der CSU-Fraktion über den Vorsitzenden gegrummelt, nun begehren die Ersten offen gegen Thomas Kreuzer auf. Von Anfang an galt der kantige Jurist als die einfachste Lösung für Markus Söder: Einer, der Widerstand intern wegbeißen kann, den Machtanspruch Söders aber klaglos akzeptiert. Solange die Werte des Ministerpräsidenten, vor allem während der ersten Corona-Zeit, stimmten, fanden das alle ganz prima. Jetzt, wo Söder nun schon länger nach Linie und Glaubwürdigkeit sucht, fällt den Hinterbänklern plötzlich auf, dass sie nichts zu sagen haben.
Den richtigen Moment, frischen Wind in die Fraktion zu bekommen, hat die CSU verpasst – vor einem Monat, bei der Kabinettsumbildung, hätte sich eine elegante Gelegenheit geboten. Jetzt werden abgesägte Kabinettsmitglieder gehandelt oder Leute aus der zweiten Reihe, die bislang ebenso blass agierten wie der Rest der Fraktion. Aufbruchstimmung dürfte da schwerlich aufkommen.
Das Problem reicht ohnehin tiefer: Die Partei kreist ausschließlich um ihren Vorsitzenden. In der CSU gab es diese Tendenz schon immer: Strauß, Stoiber, Seehofer. Aber unter Söder sind Parteiflügel und Charakterköpfe gänzlich verstummt. Diese Analyse ist nicht neu und wird auch innerhalb der CSU von vielen geteilt – siehe den Ärger in der Fraktion. Allein: Es ändert sich nichts.
Mike.Schier@ovb.net