Rede in Polen

Biden in der Putin-Falle

von Redaktion

KLAUS RIMPEL

Joe Biden hat das ausgesprochen, was die meisten im Westen denken: Wladimir Putin muss weg, sonst gibt es keinen Frieden. Nur: Joe Biden ist keine Privatperson, die am Stammtisch oder auf Twitter mal kurz eine Meinung raushauen kann. Der Präsident der Vereinigten Staaten muss seine Worte sehr genau wägen. Und da hat Biden – offenbar jenseits seines Redemanuskripts und aus spontaner Rage heraus – einen schweren Fehler begangen. Er hat Putin mit diesem Satz sogar einen Gefallen getan, denn der russische Präsident kann damit sein Propaganda-Märchen unterfüttern, es habe keinen Überfall auf die Ukraine gegeben. Vielmehr kämpfe man dort gegen die Aggression der USA.

Derzeit ist kein Machtwechsel in Moskau in Sicht – wenn es zu irgendeiner Verhandlungslösung kommen soll, muss die wohl oder übel mit Putin erreicht werden. Und das wird sicher nicht leichter, wenn Biden nicht den Abzug aus der Ukraine, sondern den Sturz des Kreml-Herren zum Ziel erklärt.

Zudem: Die Politik des „Regime-Change“ ist schon in Libyen oder im Irak krachend gescheitert – bei einer Atommacht wie Russland stellt sich die Frage umso dringlicher: Was kommt nach Putin? Im Kreml herrscht ein mafiöser Geheimdienst-Apparat, der sich auch nach Putin nicht einfach von der Macht verdrängen lassen wird.

Klaus.Rimpel@ovb.net

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