Start einer neuen Sparwelle?

Das Füllhorn zerbricht

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Der Schreck über die Absage ans neue Münchner Konzerthaus ist auch deshalb so groß, weil die Söder-Aiwanger-Koalition mit ihrem Kurs radikal bricht. Seit 2018 bis tief in die Corona-Krise hinein hat das Bündnis allen Kummer mit Millionen gelindert. Kein Uni-Grundstück war zu teuer, kein Empfängerkreis zu groß, kein Jammer-Branchenverband zu wehleidig, als dass nicht Geld alles lösen, dämpfen, zumindest vertagen konnte. Da wurden sehr oft Mittel für starke, sinnvolle Investitionen eingesetzt, doch in der Gesamtschau jagte die Koalition Milliarden-Rücklagen raus und begann neue Schulden.

Der Füllhorn-Kurs endet. Jetzt. Zwangsweise. Denn die auf den Ukraine-Krieg folgende Wirtschaftskrise wird Bayern treffen. Die Politik muss öfter Nein sagen und viel spitzer rechnen. Bei explodierenden Baukosten stehen alle Neuprojekte auf der Kippe, selbst großartige wie das Konzerthaus, jede Kosten-Nutzen-Rechnung ist Makulatur, jede Stelle und auch Söders 2018er-Sozialzuschüsse stehen im Feuer. Für die Regierung und ihre Abgeordneten heißt das: raus aus Kirchturmdenken und Förderbescheid-Glückseligkeit, für Unangenehmes einstehen. Falls das Konzerthaus-Beben der Auftakt war, den Menschen vor der Wahl 2023 klar und konkret zu sagen, was wir uns finanziell und an Bedenkenträgerei nicht mehr leisten können: Das ist nicht schön, aber gut und ehrlich.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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