Ein Dreivierteljahr ist vergangen seit der verheerenden Flut in NRW und Rheinland-Pfalz. In diesen schlimmen Zeiten ist das eine halbe Ewigkeit, und dass der Bundeskanzler gestern die immer noch schwer gezeichneten Gebiete besuchte, lenkt auch ein bisschen Aufmerksamkeit dahin, wo noch viel Aufbauhilfe nötig sein wird.
Zuletzt hat es die Flut vor zwei Wochen in die Nachrichten geschafft, da allerdings eher als Kulisse für die Debatte um Bundesfamilienministerin Anne Spiegel. Über sie und ihre Rolle als Landesumweltministerin ist rund um den Termin viel bekannt geworden, nichts davon war schmeichelhaft. Den Eindruck, ihr politisches Überleben sei ihr wichtiger als das Schicksal der Menschen, hat die Grünen-Politikerin nicht schlüssig widerlegen können. Dennoch hat Spiegel die unangenehme Befragung, die ihr keinerlei Entlastung bescherte, für den Moment erstaunlich unbeschadet überstanden.
Auch das ist eine Folge des Krieges und der Tatsache, dass Katastrophen im Schatten noch größerer Katastrophen verblassen können. Im politischen Alltag wären ihre Versäumnisse Anlass genug für eine Auseinandersetzung in aller Schärfe. Nun liegt der Fokus woanders, doch aus dem Schneider ist Spiegel, die in ihrem Amt vor allem viel angekündigt hat, damit nicht. Es haben schon Minister aus geringeren Anlässen gehen müssen.
Marc.Beyer@ovb.net