Berlin – Der erste Kanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer (CDU), hat nach einem Bericht der „SZ“ fast zehn Jahre lang mithilfe eines Informanten in der Parteispitze die SPD ausspionieren lassen. Das belegen neu entdeckte Dokumente. Fast 500 vertrauliche Berichte aus dem SPD-Parteivorstand seien so in das Kanzleramt gelangt. Der Historiker Klaus-Dietmar Henke habe Akten der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung ausgewertet. Adenauer war wohl oft noch am selben Tag über SPD-Vorgänge informiert.
Dass Adenauer über seinen Staatssekretär Hans Globke und Reinhard Gehlen, den Chef der Organisation Gehlen, politische Gegner überwachen ließ, war bekannt. Das prominenteste Beispiel ist der spätere SPD-Kanzler Willy Brandt. Die beiden Hauptlieferanten von vertraulichen Informationen waren demnach die beiden Sozialdemokraten Siegfried Ortloff und Siegfried Ziegler. Ortloff arbeitete für den SPD-Vorstand und war für die Abwehr kommunistischer Unterwanderung zuständig. Ziegler war Mitglied der Organisation Gehlen sowie SPD-Kreisvorsitzender in Starnberg. Beide lieferten demnach Informationen an Gehlen, die über Globke zu Adenauer gelangten.