Washington – In seiner vierjährigen Amtszeit hat Donald Trump seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin eine nicht unerhebliche Popularität unter Republikanern verschafft. Der Ex-Präsident hielt sich nicht mit Komplimenten in Richtung Kreml zurück. Mal war Putin für ihn „stark“ und „klug“, mal sogar ein „Genie“. Zudem spielte Trumps anhaltende Kritik an der Nato dem Russen in die Hände. Diese Verehrung des Republikaners für Putin wurde auch in Umfragen reflektiert: Zu Jahresbeginn brachten US-Konservative dem Diktator in Moskau mehr Sympathien entgegen als Präsident Joe Biden oder dessen Stellvertreterin Kamala Harris.
Dann kamen der Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Gräueltaten russischer Truppen. Ein Teil der Republikaner kritisiert heute Joe Biden dafür, dass er nicht früher und stärker der Ukraine geholfen habe. Doch dies darf über eines nicht hinwegtäuschen: Dank Trump – der 2024 wieder als Kandidat mit guten Nominierung-Chancen für seine Partei antreten könnte – gibt es immer noch eine Fraktion innerhalb der konservativen Partei, die positiv über Putin denkt und dies auch in politischem Aktionismus zum Ausdruck bringt. Als am Donnerstag das US-Repräsentantenhaus darüber abstimmte, ob das Weiße Haus eine Untersuchung russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine vorantreiben soll, stimmten gleich sechs Republikaner gegen diese Initiative. Darunter kurioserweise auch die Abgeordnete Liz Cheney, die als starke Kritikerin Trumps gilt. Sie habe sich schlichtweg geirrt und werde ihr Votum schnellstens korrigieren, gab sie später zu Protokoll.
Doch die anderen fünf Volksvertreter meinten es mit der Pro-Putin-Stimme ernst. Es ist verführerisch, diesen doch kleinen ultrarechten Parteiflügel als irrelevante Randerscheinung abzuschreiben. Ihr Einfluss manifestiert sich vor allem in der Berichterstattung und Kommentierung des konservativen Senders Fox News, der in den USA längst CNN mit Blick auf die Einschaltquoten und politische Relevanz abgelöst hat. Der prominente Abend-Moderator Tucker Carlson, schon immer ein Trump-Bewunderer, macht aus seinen Sympathien für Putin keinen Hehl – und argumentierte kürzlich sogar, dass Amerikas Liberale eine größere Bedrohung für die USA darstellen würden als Russlands Präsident. Schon vor drei Jahren schlug Carlson vor, die Vereinigten Staaten sollten sich – wenn sie denn zwischen Russland und der Ukraine wählen müssten – an die Seite Moskaus stellen. Carlson ist mittlerweile im russischen Staatsfernsehen ein viel zitierter Mann.
Während Trump angesichts der Kriegsverbrechen russischer Soldaten seine Sprachregelung leicht geändert hat und von Putin das Verhandeln eines Friedensvertrags fordert, hält Carlson an seinem Kurs fest. Wie an der Behauptung, dass die Biden-Regierung in der Ukraine Experimente mit biologischen Waffen finanzieren würde. Auch Studiogäste bei Fox News machen Sympathien für Putin deutlich. Ein oft gehörtes Argument: Die USA sollten sich aus dem Konflikt heraushalten, da die Ukraine für Sicherheit und Wohlstand der Vereinigten Staaten keine Rolle spiele. Die Invasion der Russen sei ein rein europäisches Problem. FRIEDEMANN DIEDERICHS