Nach Flutkatastrophe vier Wochen Urlaub

von Redaktion

Familienministerin Anne Spiegel entschuldigt sich für Fehler – Merz fordert Entlassung

Berlin – Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) hat ihren vierwöchigen Familienurlaub nach der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer als Fehler bezeichnet und sich dafür entschuldigt. „Das war ein Fehler, dass wir so lange in Urlaub gefahren sind und ich bitte für diesen Fehler um Entschuldigung“, sagte die Grünen-Politikerin am Sonntagabend auf einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz in Berlin. Zu Rücktrittsforderungen aus der Opposition äußerte sie sich nicht.

Spiegel begründete ihre damalige Entscheidung mit dem Gesundheitszustand ihres Mannes und der Belastung ihrer vier Kinder durch die Corona-Pandemie. Ihre Familie habe Urlaub gebraucht. Zuvor war bekannt geworden, dass die damalige Umweltministerin in Rheinland-Pfalz zehn Tage nach der Flut nach Frankreich aufgebrochen war und diesen nur einmal für einen Ortstermin im Ahrtal unterbrochen hatte.

Spiegel, der immer wieder die Stimme versagte, legte in ihrer Erklärung detailliert ihre privaten Beweggründe dar, zehn Tage nach der Flutkatastrophe in den Urlaub zu fahren. Sie berichtete von einem Schlaganfall ihres Mannes und dass ihre vier Kinder „nicht gut durch die Pandemie gekommen“ seien. Die zusätzliche Übernahme des Umweltressorts in Rheinland-Pfalz im Januar 2021 sei zuviel gewesen. „Es hat uns als Familie über die Grenze gebracht.“ Sie habe einen Schritt gemacht, „der im Nachhinein ein Fehler war, weil er zu viel war“, erklärte Spiegel.

Sie habe unmittelbar nach der Flut einen Krisenstab eingesetzt und weitere Maßnahmen auf den Weg gebracht. Die Abwägung zwischen ihrer Verantwortung als Ministerin und als Mutter sei ihr schwer gefallen. Sie habe daher entschieden, in den Urlaub zu fahren. Dies sei ein Fehler gewesen, für den sie sich entschuldige. Während ihres Urlaubs sei sie immer erreichbar gewesen, habe Telefonate geführt und sich informiert. Wenn es einen Anlass gegeben hätte, den Urlaub abzubrechen, dann hätte sie dies getan, sagte Spiegel.

Am Wochenende hatte es erneut Rücktrittsforderungen gegen Spiegel gegeben. CDU-Chef Friedrich Merz forderte ihre Entlassung ebenso wie der familienpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Martin Reichardt, und der Generalsekretär der nordrhein-westfälischen CDU, Josef Hovenjürgen.

Es ist nicht der erste Flut-Ärger für Spiegel. Schon zuvor war Kritik laut geworden, weil sie sich mit ihren Mitarbeitern intensiv über ihr Image in der Krise austauschte. Am Tag nach der Flutnacht schrieb ihr Sprecher: „Anne braucht eine glaubwürdige Rolle“ und schlug öffentlichkeitswirksame Termine vor. Im Untersuchungsausschuss des Mainzer Landtags sagte Spiegel, die Hilfe für Betroffene habe für sie absolute Priorität gehabt.

Bei der Jahrhundertflut vor neun Monaten starben 180 Menschen, 134 davon im Ahrtal. Spiegel sagte noch am 23. Juli im SWR, ihr sei „das Herz schwer“. Zwei Tage später ging es dann in den Urlaub.   mmä/dpa

Artikel 1 von 11