Kabul – Bei einem Anschlag auf eine Schule für Jungen sind in der afghanischen Hauptstadt Kabul mindestens sechs Menschen getötet worden. 24 weitere Menschen wurden nach Angaben von Krankenhäusern und der Polizei verletzt. Die Schule befindet sich in einem Stadtviertel, in dem mehrheitlich Mitglieder der schiitischen Minderheit der Hasara leben. Die Hasara sind immer wieder Zielscheibe des örtlichen Ablegers der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).
Die Explosionen seien durch improvisierte Sprengsätze ausgelöst worden, erklärte die Polizei. Die erste Detonation ereignete sich, als die Schüler aus dem morgendlichen Unterricht in der Schule kamen. Der zweite Sprengsatz explodierte, als die Rettungskräfte eintrafen.
In Online-Netzwerken wurden Bilder von Todesopfern verbreitet, die am Tor der Schule lagen. Auf Bildern in sozialen Medien waren Blutlachen, verbrannte Bücher und Schultaschen zu sehen. Taliban-Kämpfer sperrten das Gelände ab. Eine dritte Explosion habe sich zudem in einem englischen Sprachzentrum in der gleichen Gegend ereignet, heißt es
Die Zahl der Anschläge in Afghanistan nahm zuletzt deutlich ab, seit die Taliban die von den USA gestützte Regierung im August stürzten. Aber der IS bekannte sich seither zu mehreren Anschlägen, auch auf die Hasara. Die Hasara stellen rund zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung von 38 Millionen Afghanen. Seit die Taliban die Macht ergriffen, haben sie wiederholt mutmaßliche Stützpunkte des IS in der östlichen Provinz Nangarhar angegriffen.
Der IS hatte einige der blutigsten Anschläge in Afghanistan für sich in Anspruch genommen. Im Mai 2021 wurden 85 Menschen, vor allem Schülerinnen, getötet und 300 verletzt, als drei Bomben bei ihrer Schule in Dascht-e-Barschi explodierten. Bislang hat der IS sich nicht zum neuen Anschlag bekannt.