Vermutlich konnten die allermeisten Bayern mit dem Namen Susanne Hennig-Wellsow gar nichts anfangen, bis die Frau, die seit 14 Monaten Co-Vorsitzende der Linken war, am Mittwoch mit großem Knall zurücktrat. Es wirkte wie die Flucht aus der Verantwortung – die Verantwortung für den endgültigen Niedergang einer Partei, die mit Oskar Lafontaine, Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht einmal echte Charakterköpfe hatte. Wobei: Auch wer Wagenknecht oder Gysi schätzte und mochte, wählte deshalb noch lange nicht die Linke. Von der aktuellen Fraktionschefin Amira Mohamed Ali jedenfalls dürften nur echte Politik-Insider schon gehört haben.
Ihr Profil hat die Partei ohnehin schon länger verloren. Einst war sie das Sprachrohr der sich abgehängt fühlenden Ostdeutschen – bis ihr dort die AfD den Rang ablief. Im Westen wurde sie zur Vertretung all jener, die wegen der Agenda 2010 mit der SPD brachen. Doch als die Sozialdemokraten nach Jahren des Haderns wieder zu sich selbst fanden, verlor die Linke auch diesen Markenkern. In Bayern war sie ohnehin stets eine Randerscheinung.
Seitdem ist die Linke vor allem mit sich selbst beschäftigt. Auffällig wurde sie nur durch Macht- und Flügelkämpfe, jetzt auch noch Vorwürfe von sexuellem Missbrauch. Eine solche Partei braucht eigentlich niemand.
Mike.Schier@ovb.net