Wissler führt zunächst allein

von Redaktion

Die Linke sortiert sich nach dem Rücktritt von Hennig-Wellsow

Berlin – Die Linke versucht, sich nach dem unerwarteten Rücktritt von Co-Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow und vor dem Hintergrund von Sexismus-Vorwürfen in der Partei neu zu sortieren. Der Vorstand beschloss nach Angaben von Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler einstimmig, dass Co-Chefin Janine Wissler die Partei zunächst allein führen soll. Die Linke im Bund und Wisslers wegen Sexismus-Vorwürfen unter Druck stehender Landesverband in Hessen versprachen außerdem Aufklärung und ein konsequenteres Vorgehen gegen Parteimitglieder bei diesem Thema.

Schindler sagte im Deutschlandfunk, Wissler habe die Parteispitze gefragt, ob sie die Linke nach Hennig-Wellsows Rücktritt zunächst allein weiter führen solle. „Und das hat der Parteivorstand ihr so als Mandat gegeben.“ Er blieb auch bei seiner Forderung, dass der gesamte, 44 Mitglieder umfassende Vorstand, der seit gerade mal 14 Monaten im Amt ist, beim Parteitag im Juni neu gewählt werden sollte. Wissler selbst hat sich seit Hennig-Wellsows Rücktritt noch nicht öffentlich geäußert.

Der Rücktritt hat die Partei kalt erwischt und auch Wissler einem Sprecher zufolge überrascht. Im Nachhinein erscheint er weniger überraschend: Schon nach der Saarland-Wahl vor wenigen Wochen, als die Linke krachend aus dem Landtag flog, hatte Hennig-Wellsow gesagt, der Grad von „Schnauze voll“ sei relativ hoch. Ihr Rücktritt ist der Höhepunkt einer langen Krise: Dauerstreit mit Parteipromi Sahra Wagenknecht, eine fast vernichtende Niederlage bei der Bundestagswahl, Streit über die Russland-Politik, der Parteiaustritt von Oskar Lafontaine und schließlich auch noch Sexismus-Vorwürfe.

Artikel 10 von 11