Warschau – Russland wird seine Erdgaslieferungen über die Jamal-Pipeline an Polen einstellen. Ab Mittwoch sollen keine Lieferungen an Polen mehr erfolgen, wie der polnische Erdgaskonzern PGNiG am Abend in Warschau mitteilte. Man sei durch den russischen Erdgaskonzern Gazprom informiert worden, dass die Gaslieferungen abgestellt würden. Auch Bulgarien soll nicht mehr beliefert werden.
Polen will Erdgas nicht wie von Russland gefordert in Rubel bezahlen. PGNiG sieht in der Entscheidung einen Bruch bestehender Verträge. Man wolle Schadenersatz wegen Vertragsbruchs fordern. Nach Deutschland fließt über die Jamal-Pipeline meistens kein Gas aus Russland.
Klimaministerin Anna Moskwa sagte: „Wir sind auf eine vollständige Einstellung der russischen Rohstofflieferungen vorbereitet.“ Seit den ersten Tagen des Ukraine-Krieges habe ihr Land erklärt, dass es bereit sei für eine vollständige Unabhängigkeit von russischen Rohstoffen. Die Gasspeicher seien zu 76 Prozent gefüllt, betonte Moskwa. Man habe sich vorbereitet, im vergangenen Jahr um diese Zeit seien die Speicher erst zu 39 Prozent gefüllt gewesen. Es gebe aber noch keinen Grund, die Speicher zu öffnen. Vielmehr bemühe man sich, die Vorräte mit Lieferungen von Flüssigerdgas (LNG) auf 99 Prozent aufzustocken. „Die Heizperiode liegt schon hinter uns. Deshalb müssen wir auch nicht darüber reden, wie lange der Vorrat in den Speichern hält.“ Der laufende Bedarf werde derzeit mit LNG-Lieferungen gedeckt.
Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sagte in Berlin nach einen Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz, dass Russland vielleicht versuche, Polen auf diese Weise zu erpressen. Polen habe sich aber auf die Diversifizierung vorbereitet. Bulgarien indes gilt als stärker abhängig.
In Berlin bemühte man sich am Dienstagabend um eine gelassene Reaktion. Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei derzeit weiter gewährleistet, sagte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). „Wir beobachten die Lage genau.“ mm/afp/dpa